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Zwanzigstes Kapitel.
er seinen großen Widerstand annimmt. Hierbei darf der Anker mit
dem Variator in Reihe geschaltet sein, da der Stromstoß so kurz
dauert, daß der Anker nicht gefährdet wird. Der Motor läuft jetzt
mit großem vorgeschaltetem Widerstand an. Es sinkt hierbei die
Spannung an den Widerstandsklemmen und der Variator reguliert
die Stromaufnahme nach Fig. 397 ein, wobei die Stromstärke
über einem großen Bereich nahezu konstant bleibt.
In der Praxis werden zwei Variatoren mit einem gewöhnlichen
Widerstand hintereinander geschaltet. Auf der ersten Schaltstufe
wird diese Kombination mit dem Anker in Reihe auf das Netz ge-
schaltet, auf der zweiten Stufe wird ein Variator und der Wider-
stand abgeschaltet, während auf der dritten Stufe der zweite Variator
abgeschaltet wird.
89. Flüssigkeitswiderstände.
Zum Anlassen größerer Motoren verwendet man häufig Flüssig-
keitswiderstände. Dieselben bestehen meist aus einem eisernen
Trog, welcher mit Schwefelsäure-, Kochsalz-, Soda- oder Pottasche-
Lösung gefüllt ist, und in den eine Elektrode, welche meist aus
Zisen besteht, allmählich eingetaucht werden kann; als zweite
Zlektrode dient die Gefäßwand. Nachdem der Motor die volle
Tourenzahl erreicht hat, werden die beiden Elektroden kurz-
geschlossen.
Der Widerstand des Apparates ist von der Zusammensetzung
der Flüssigkeit, von der eingetauchten Elektrodenfläche und von
der Entfernung der beiden Elektroden abhängig; er kann durch
Änderung der Sättigung der Flüssigkeit in weiten Grenzen geändert
werden. Die Elektroden-Dimensionen und das Sättigungsverhältnis,
welche den richtigen Widerstand ergeben, sind durch Versuche fest-
zustellen.*) Zu beachten ist, daß ein einmal eingestellter Widerstand
sich durch elektrolytische Wirkungen stark ändern kann.
In der Möglichkeit, den Widerstand durch allmähliches Ein-
;auchen der einen Elektrode vollständig gleichmäßig zu ändern,
besteht der Vorteil der Apparate.
Auch zu Versuchszwecken finden Flüssigkeitswiderstände als
Ballastwiderstände Anwendung. Man wählt hierbei die Stromdichte
an den Elektroden zu 0,3—0,4 Amp./em* und eine Flüssigkeits-
menge von 7 1 für ein aufzunehmendes KW.
?) Siehe auch Dr. F. Niethammer, Über Flüssigkeitsanlasser, Z.f.E.
1904, S. 35.