Full text: Technische Mechanik

2 Grundlehren und daran anschliessend die Statik der festen Körper. 
wie der Körper sich bewegt, genau festzusetzen. Ist das ge- 
schehen, so liegt es nahe, auch den Ursachen der beobachteten 
Bewegung nachzuspüren, .d. h. die der Bewegung zu Grunde 
liegenden Kräfte aufzusuchen. Es treten also bei der Erforschung 
ainer Bewegung zwei verschiedenartige Aufgaben auf: eine geO- 
metrischen und eine physikalischen Charakters. Dement- 
sprechend hat man denn auch die Mechanik eingetheilt in Kine- 
matik oder Phoronomie und in Dynamik, wobei unter Kine- 
matik oder Phoronomie die Theorie der Bewegungszustände 
und unter Dynamik die Theorie der die Bewegungszustände 
bedingenden Kräfte verstanden wird. 
Die Kinematik!) können wir auffassen als eine Erweiterung 
der Geometrie. Bekanntlich ist schon in der Geometrie von 
Bewegungen die Rede, man denke nur an die Entstehung gewisser 
Curven und Flächen (Rollkurven, Umdrehungsflächen, Regelflächen 
ste.), aber bei allen diesen Bewegungen bleibt die Zeit, während 
welcher die Bewegungen erfolgen, ausser Acht. In der Kine- 
matik dagegen wird auch die Zeit berücksichtigt, in welcher 
die betreffenden Ortsveränderungen vor sich gehen, 
Was sodann die Dynamik betrifft, so fallen ihr zweierlei 
Aufgaben zu: entweder hat sie für stattfindende Bewegungen die 
derselben zu Grunde liegenden Kräfte zu ermitteln, oder sie hat 
die Bewegungen zu bestimmen, welche von gegebenen Kräften 
hervorgerufen werden. Letzterenfalls kann es sich aber ereignen, 
worauf schon eingangs aufmerksam gemacht wurde, dass die 
Kräfte gar keine Bewegung hervorrufen und sich gegenseitig im 
Gleichgewicht halten. Diesen speciellen Fall behandelt die 
Statik. Die Statik steht also nicht der Dynamik gegenüber, sie 
bildet vielmehr einen Theil der Dynamik. Trotzdem findet man 
sehr häufig noch die Mechanik statt in Kinematik und Dyna- 
mik, in Statik und Dynamik eingetheilt. In diesem Fall hat 
man dann eben unter Statik die Lehre von den Kräften zu ver- 
stehen, insofern dieselben im Gleichgewicht sind, und unter 
Dynamik die Lehre von den Kräften, insofern dieselben Be- 
wegung hervorrufen, die Kinematik dagegen anzusehen als 
sine geometrische Wissenschaft, der Dynamik als Hilfswissen- 
schaft dienend. In diesem Sinne genommen stimmt die Dynamik 
äberein mit der als Kinetik bezeichneten Lehre von der Be- 
wegungserzeugung durch Kräfte, 
Wie man in der Mathematik Linien, Flächen, geometrische 
ı) Wir werden uns im folgenden nach dem Vorgange Schell’s u. A. aus- 
‚chliesslich der Bezeichnung „Kinematik“ bedienen,
	        
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