Die Kräfte, ihre Zusammensetzung u. die Bedingungen ihres Gleichgewichts. 7
arfolgende Bewegung, welche ebenso gut auch durch einen ent-
sprechend ausgeübten Zug hervorgebracht werden könnte, so liegt
as nahe, der beobachteten Bewegung eine diesem Zug analoge
Ursache zuzuschreiben, welche Ursache man kurzweg als Kraft
zu bezeichnen pflegt. Da sich aber die Mechanik nicht mit dem
Wesen, sondern nur mit den Wirkungen der Kräfte beschäftigt,
30 ist es auch zulässig, die einer beobachteten Bewegung zu Grunde
liegende Kraft stets durch einen entsprechenden Zug ersetzt sich zu
denken, also überhaupt die Kraft als einen Zug aufzufassen.
5. Bestimmung der Kraft. Um die Richtung einer Kraft
zu bestimmen, denken wir uns den die Kraft vorstellenden Zug
ın dem einen Ende B eines Fadens wirkend, dessen anderes Ende A
befestigt ist. Die Richtung AB des gespannten Fadens giebt uns
dann die Kraftrichtung an.
Der stets mehr oder weniger elastische Faden wird übrigens
jurch die Kraft nicht bloss gerade gespannt, er erfährt auch eine
Ausdehnung, deren Grösse abhängt von der Intensität oder
Grösse der ausgeübten Kraft. Ein elastischer Faden giebt
uns daher ein Mittel an die Hand, die Grösse einer Kraft zu be-
urtheilen. Statt eines elastischen Fadens bedient man sich in-
Jessen zum Messen der Kräfte besonderer Apparate, der sogenannten
Dynamometer, welch letztere im wesentlichen elastische Federn
sind, deren mehr oder weniger beträchtliche Formänderung, her-
vorgerufen durch die zu messende Kraft, von einem Zeiger auf
ainer Skala angezeigt wird,
Zwei Kräfte nehmen wir als gleich an, wenn sie, nach ein-
ander am nämliechen Dynamometer angebracht, die gleiche Ver-
schiebung des Zeigers an der Skala des Dynamometers hervor-
rufen. Eine Kraft, welche die gleiche Verschiebung des Zeigers
jewirkt, wie n gleiche Kräfte zusammen, wird % mal so gross
als jede der einzelnen Kräfte genannt.
Um nun die Grössen der Kräfte numerisch ausdrücken zu
können, hat man einen bestimmten, am Dynamometer gekenn-
zeichneten Zug als Krafteinheit anzunehmen.‘*)
Eine Kraft, welche fortwährend ihre Richtung und Grösse bei-
jehält, wird konstant genannt, andernfalls veränderlich.
Graphisch pflegt man die Kräfte durch Pfeile darzustellen,
wobei die Anzahl der Längeneinheiten des Kraftpfeiles überein-
zustimnıen hat mit der Anzahl der Krafteinheiten der Kraft.
Ausser der Richtung und Grösse einer Kraft kommt noch
der Angriffspunkt derselben in Betracht. Durch Angriffspunkt
1) Weiteres hierüber siehe No. 39.