358 Die Grundlehren der Kinetik materieller Systeme.
JO die Normale im Punkte J der Bahnlinie und lässt sich dem-
yemäss der Satz aufstellen:-
Die in irgend einem Augenblick auf den Bahnlinien
der verschiedenen Punkte der Figur F in diesen Punkten
errichteten Normalen schneiden sich alle in einem und
lemselben Punkte 0, dem augenblicklichen Drehpunkt.
Da für den angenommenen Punkt J der Figur /} die in der
Zeit dt zurückgelegte Wegstrecke ds==(0J)dg@ ist, wenn mit do
der Winkel bezeichnet wird, welchen der Fahrstrahl OJ in der
Zeit dt beschreibt, so hat man für die Geschwindigkeit v des
Punktes J in dem betreffenden Augenblick
ds (0J)d@
n—= 15 WON AP = (0J)o,
wobei w@ die Winkelgeschwindigkeit bedeutet, mit welcher die
Drehung des Punktes J und damit auch die Drehung der ganzen
Figur /” zur betreffenden Zeit um den augenblicklichen Dreh-
punkt O erfolgt. Aus v==(0J)w geht dann hervor, dass vw pro-
portional OJ oder auch, dass die Geschwindigkeiten der ver-
schiedenen Punkte der Figur in einem und demselben
Augenblick sich verhalten wie die Entfernungen der
Punkte vom augenblicklichen Drehpunkt.
Führt die Figur F” und damit das Dreieck ABC eine Trans-
lationsbewegung aus, so fällt der augenblickliche Drehpunkt
ins Unendliche, weil in diesem Falle bei der Elementarverschie-
bung des Dreiecks die Verbindungslinien 4,4, und B,B, und
abenso die auf diesen Strecken errichteten Mittellothe, deren
Durchschnittspunkt den augenblicklichen Drehnpunkt liefert, pa-
rallel sind.
Diese Sätze finden vielfache Anwendungen. So z. B., wenn
2s sich darum handelt, die Bewegung der Schubstange eines
Kurbelgetriebes zu bestimmen.
Bei dem Kurbelgetriebe bewegt sich der Endpunkt K (am Kreuz-
kopf) der Schubstange AK in einer Geraden, der Endpunkt 4 (am
Kurbelzapfen) auf einem Kreis. Um nun für die gezeichnete
Lage des Kurbelgetriebes (Fig. 249) die Beziehung zwischen der
Winkelgeschwindigkeit w der Welle C und der Geschwindigkeit v,
des Kreuzkopfes K zu erhalten, bestimmen wir den augenblicklichen
Drehpunkt O0 für den in einer, Ebene senkrecht zur Wellenachse
sich bewegenden Längenschnitt der Schubstange, indem wir auf
den Bahnlinien der Punkte A und K die Normalen errichten und
ois zu ihrem Durchschnittspunkt 0 verlängern. Diese Normalen
sind aher: der von C nach 4A gezogene Halbmesser und die in