Wasser⸗Bau⸗Kunst. Zweytes Buch.
malmung des Getraydes zusammen kommen, so mache also diesen Schluß: Die Wuͤr⸗
ckungen zweyer unterschiedlichen Laufer (oder obern Muͤhl⸗Steine) stehen mit
ihren eigenthuͤmlichen Geschwindigkeiten und Schwehren in zusammengesetzter
berhaͤltniß (Relatione composito ); und uͤberhaupt wuͤrden diese nehmliche Wuͤrckungen
noch viel geringer seyn, wann die Angeln oder die Mahl⸗Eisen derer Laufer statt
dessen, daß sie auf einem der Beugung unterworffenen Stuck-Holtz ihre Ruhe haben,
Aen nbeweglichen Ruhe⸗Ort besaͤssen: Wie solches selbst untersuchet, und deshalben
den Steeg fest habe unterstuͤtzen lassen, alsobald der Laufer schlechterdings nur seine ho-
rizontale Bewegung behalten „, und das Mehl solchergestalt grob worden, daß kaum
die Schaale oder Huͤlse davon abgesondert war.
Wir muͤssen dannenhero unter der Seschwindigkeit eines Laufers, denjeni⸗
gen Weg verstehen, den er zuruck leget, wenn er einen Punct seiner mittlern Porportio-
Tircumterenz in einer gewissen Zeit herumtreibet, und uns zugleich auch hierbey
viederum erinnern, daß der halbe Durchmesser dieser mittlern Proportional-Circum-
ferenz, zwey Drittheile des halben Duͤrchmessers des Laufers selbst betraͤget. (p. F.
240) Worbey auch noch zu bemercken, daß ein dergleichen Laufer in Zeit einer Mi⸗
nute aufs hoͤchste nicht mehr denn sechtzigmal herumlauffen muͤsse, damit das Grob⸗Mehl
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5. 639. Ich gedencke hier von der Groͤsse derer Grund⸗Flaͤchen verschiedener
Laufer von unterschiedlichen Durchmessern nichts, massen deren Grund⸗Flaͤchen mehr
oder weniger Flaͤchen⸗Innhalt haben koͤnnen: Denn, wofern sie nur einerley Krafft
(Quantitatem motus) (p. . 636.) besitzen, so thun sie auch bestaͤndig einerley Wuͤr⸗
ckung. Es ist zwar an dem, daß es alsobald einen Schein der Wahrscheinlichkeit mit
sich fuͤhret, als ob unter zweyen daufern von einerley Schwehre, derjenige, der die
groͤsseste Grund⸗Flaͤche besitzt, und also gegen eine groͤssere Menge Getrayde seinen
Rachdruck auszuuͤben vermoͤgend, auch dessen um so viel mehr auf einmal zermalmen
nuͤßte: Allein das ist eben daͤsjenige, was keinesweges geschiehet; Denn, so wir den
Fau setzen, als waͤr unter diesen beyben Laufern, eine mit ihren Grund ⸗Flaͤchen wohl⸗
broportionirte Menge Getrayde fein gleich ausgestreuet, so wird auch diejenige Last oder
Schwehre, womit ein jedes Korn beschwehret ist, schlechterdings nur nach der verkehrten
Verhaͤltnis (Relatione reciproca derer Quadrate von denen Durchmessern dieser gedach⸗
ten Laufer wuͤrcken, das ist: Ein jedes Korn, so mit der groͤssesten Grund⸗Flaͤche zu⸗
trifft, wird um so viel weniger gedruͤckt, als ein jedes von denen unter der kleinesten
Grund⸗Flaͤche befindlichen Koͤrnern, und zwar in eben der Verhaͤltniß, als das Qua-
Aat des Piametri der letztern kleinern Grund⸗Flaͤche eigentlich kleiner ist, als das
Quadrat des Diametri der erstern groͤssern Grund⸗Flaͤche (p,§. 219.): Inzwischen
aufft die ledige Verhaͤltniß derer Durchmesser dieser obern Muͤhl⸗Steine, nur in etwas
nit in die Wuͤrckung dererselben hinein, weilen ihre Geschwindigkeit mit ihren halben
Durchmessern, und mit der Anzahl derer Umlauffe, so so wohl der eine als der andere
ahele— Zeit zuruck leget, in zusammengesetzter Verhaͤltniß (Relatione composita)
ehen.
Die gemeinen Muͤhl⸗ Steine haben 5. biß 7. Schuh im Durchmesser, und sind
12, 15. diß 18, Zoll dick; sie tauren 35. biß 40. Jahr, und nachdem sie lange Zeit als
daufer gedient haben, und ihre Dicke ziemlicher massen abgenommen, so behauet man
sie von neuen, und giebt ihrer Flaͤche die gegentheilige Figur von derjenigen, so sie anfaͤng⸗
lich gehabt, damit sie noch wehrend einigen Jahren als Boden-Steine ihren Nutzen
bringen moͤgen.
Wie es nun sehr rathsam ist, vor der Errichtung einer Muͤhle, solche richtige
Maaß⸗Reguln zu ergreiffen, die einen gluͤcklichen Erfolg versichern, so folgen dannen⸗
hero hier einige wohl in Obacht zu nehmende Anmerckungen, die vielleicht hier und dar
hren guten Nutzen haben moͤchten.
Beygefuͤgte An⸗698. 640. Das fliessende Gewaͤsser, von wannen es auch immer herkommen mag,
merckungen, wel sucht immer von selbst einen solchen Abhang oder Gefaͤlle des Erdreichs, welches sich zu
—— seiner Herabfliessung am fuͤglichsien schickt. Deshalben muͤssen wir jederzeit, bevor wir
p oneh Jeinige uͤnkosten auf die Sammlung aufwenden, solches Gefaͤlle abwaͤgen (nivelliren),
wohl in Bbacht um hieraus zu ersehen, auf was fuͤr eine Hoͤhe wir das Gewaͤsser vermittelst einer
u kehmen. Schleusse, Weehr oder Damm aͤufschwellen koͤnnen, ohne die nechst herumliegende
vaͤndereyen zu uͤberschwemmen; und hieraus wird alsdann leichtlich folgends zu beurthei⸗
len seyn, wie es an dem vortheilhafftigsten Orte, wo die Muͤhle soll hinzustehen kom⸗
men, mit dem Abfall beschaffen, ob er nehmlich hoch genug oder nicht: Worbey an⸗
noch zu bemercken, daß dieser Abfall wenigstens 3. Schuh seyn muß, wofern man das
Gewaͤsser oberhalb auf das Rad will schlagen lassen, welches der Ausuͤbung nach die
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