Wuasser-⸗Bau⸗Kunst. Drittes Buch.
zuhielte, in ein allbereit schon mit etwas Quecksilber angefuͤlltes Gefaͤß D. hinein, verwun—
derte sich aber nicht wenig, wie er sahe, daß, nachdeme er den Finger von der Oeffnung
der Roͤhre hinweg gethan, das Quecksilber nicht gaͤntzlich aus der Roͤhre herab fiel, son—
dern einen leeren Raum AC. uͤbrig ließ, und in einer Hoͤhe CE, welche von der Ober—
Flaͤche des in dem Gefaͤß enthaltenen Quecksilbers angerechnet, ohngefehr 28. Zoll betra—
gen, frey stehen geblieben. Er gerieth dannenhero nicht allein auf die Gedancken, daß
der Natur Abscheu vor allen leeren Raum, ein voͤllig ungegruͤndeter Gedancke sey, son⸗
dern urtheilete vielmehr, daß die Lufft nothwendig einige Schwehre haben muͤsse. Diese
Erfahrung wurde im Jahr 1644. an dem Pater Mercene gesendet, und derselbe gab sie
oͤffentlich heraus. Solches Experiment ist zugleich auch dasjenige, welches zu allen de⸗
nen andern Experimenten Gelegenheit gegeben, die von dem Herrn bascal sind angestellet
worden, derer man nunmehro genugsam uͤberwiesen ist, daß die Atmosphæra
oder der die Erde umfassende Lufft-Kreiß, die voͤllige Ober⸗Flaͤche der Erden⸗Kugel durch
ihre Schwehre drucket. Es ist ohne dem schon bekandt genug, daß wir solche Last und
Schwehre gantz nicht empfinden, weilen wir von derselben von allen Seiten mit gleich⸗
starcken Nachdruck gedruckt werden. Einige Natur⸗Kuͤndiger haben durch eine Berech—
nung den Nachdruck derjenigen Druckung erforschet, wie starck nemlich der Lufft⸗Kreiß,
dem Coͤrper eines Menschens von gewoͤhnlicher Leibes⸗Gestalt drucke, und alsbann ge—
funden, daß solche gar fuͤglich hey 20000. Pfund betragen koͤnne.
Ursach und Be⸗ 8. 788. Die Richtigkeit des Toricellii Erfahrung noch klaͤrer zu erweisen, hat
weiß, warum das man wohl zu mercken, daß, da das Quecksilber ohngefehr in einer Hoͤhe von 28. Zollen
Quecksilher in der stehen bleibet, und sich nicht weiter hernieder zu sencken begehret, solches bloß allein da—
Hoͤhe von —*— her komme, weilen in demjenigen Theile der Roͤhre, AC, welchen das Quecksilber ver—
ser Fen e lassen, keine grobe Lufft mehr enthalten, und weilen die aͤussere Lufft eigentlich die Ober⸗
Frlaͤche des in dem Gefaͤß befindlichen Quecksilbers drucket, und keinesweges das in der
Roͤhre enthaltene, welches mit dem in dem Gefaͤß befindlichen , und schlechterdings von
der Wuͤrckung seiner eigenen Schwehre niederwaͤrts⸗ getriebenen Quecksilber, das Gleich⸗
Gewicht behauptet. Dahero dann also folget, daß die Schwehre einer bey nahe
28. doll hohen Ouecksilber⸗Saͤule, der Schwehre einer solchen Lufft⸗Saͤule gleich
ist, die mit der Quecksilber⸗Saͤule einerley Grund⸗Flaͤche, und die Soͤhe der
Atmosphæræ ʒzur Hohe hat.
Uberzeugende Um gher auch voͤllig uͤberzeuget zu sern, daß das Stehen des Quecksilbers in der
Probe, daß das beruͤhrten Roͤhre, eine wahrhafftige Wuͤrckung der Schwehre der Lufft sey, darf man
Stehen des das Quecksilber mit samt dem Gefaͤß nur in eine Tiefe tragen, und die Roͤhre daselbst in
Jaedeeee valn das Quecksilber vorgedachtermassen eintauchen, so wird man alsobald gang geuan waͤhr,
a hlehed nehmen koͤnnen wie sich dag Quecksilber gat mereklich hoher erhebden ahg e arrae,
kufft herkoinme. sehen in solchem Fall die Lufft-Saͤule, weilen sie hoͤher und folglich auch schwehrer ist, eine
weit groͤssere Menge Quecksilber mit sich im Gleich⸗Gewicht zu halten vermag. Das
voͤllige Gegentheil hiervon aber, wird geschehen, wann man diese gantze Machine biß auf
Gipfel eines sehr hohen Berges traͤget: Denn, je hoͤher man kommt, je mehr wird man
D eashher in der Roͤhre fallen, und sich mit dem in dem Gefaͤh enthaltenen ber,
mischen sehen. F
Wenn man saget, daß eine 28. Zoll hohe Quecksilber⸗Saͤule mit der mittlern
Proportional· Schwehre der Lufft im Gleich⸗Gewicht stehe, bildet man sich. zugleich mit
ein, als stuͤnd das Barometer oder Wetter-Glaß in dem Wasser⸗Paß der Ober⸗Flaͤche
des Meer Gewaͤssers, welcher Wasser⸗Paß, weilen er uͤber au hleich delt von dem Mittel⸗
Punct der Erden entfernet ist, als ein fester unwanckelbahrer Dutoder Punct angesehen
werden soll, um alles dasjenige, was hoͤher oder niedriger, darnach anzugeben.
*. 789. Die bißhero bemerckten Unterschiede der Schwehre der Lufft, noch
deutlicher und begreiflicher zu machen, hat man in der 17ten Figur, diejenigen Kxperi
mente in einer Zeichnung abͤgebildet, welche zu Clermont in da Provintz Auvergne von
einem Anverwandten des Herrn Pascal sind unternommen worden, Nahe bey dieser
Stadt befindet sich ein Berg, so, s00. Toilen oder Kiafftern hoch ist, nd eherett
Pomme genennet wird, woselbst man sogleich zu einer Zeit, dreyerley Untersuchungen
angestellet hat, und zwar die erste d. in einem nach Clermont gehoͤrigen Garten, alda
die Hoͤhe des Quecksilbers in der Roͤhre, 26. Zoll.z.. Linien, befnden pheeten igha
dere B.hngefehr im Drittheil von der Schraͤge des Berhes woselbst die Hoͤhe des
Quecksilbers in der Roͤhre, 25. Zoll betragen, und folglich binnen der Zeit, da man den
RX bog alah 1 g neneaum Die Dritte C. endlich auf dein Gipfei des
/ ie Hoͤhe des Quecksilbers in allen 3 1. Lini
des en e des allem und allem, 3. Zoll, 13. Linien ge—
Die Lufft haͤlt 8. 790. Alles, was wir bißhero aus dem Gleich⸗Gewicht des Quecksilbers mit
cbenfals a uch der Schwehre der Lufft ersehen haben, verstehet sich auch von allen denen origen fuͤssigen
Mate⸗