10Wasser⸗Bau⸗Kunst. Drittes Buch.
weilen diejenige Lufft, die wir in die Glocke einschliessen, selbst nicht jederzeit einerley ist,
angesehen solche gar wohl einmal dichter seyn kan, als das andere mal, man nothwendig
auch mit derjenigen Lufft-Verduͤnnung, die etwan bey diesem oder jenem Kꝛperiment zu
schulden komme keine Vergleichung anstellen koͤnne, woferne man nicht auch zugleich
hon der Beschaffenheit der aͤussern natuͤrlichen Lufft, und zwar fast in dem Augenblick,
da das Faperiment geschehen, genugsame Kundschafft besitzet, oder woferne man sich,
nicht wenigstens eines Manometers oder Lufft⸗NNessers bedienet. Das Manometer ist
ein von dem Herrn Varignon erfundenes Instrument, mit welchen man die verschiedenen
Grade der in verschiedenen Zeiten geschehenen Verduͤnnung der Lufft abmisset, und nicht
allein daraus abnehmen kan, wie viel mal die zu allererst in die Machine eingeschlossene
—ö sondern auch um wie
—0 selbst, mehr oder we⸗
niger als diejenige ausgedehnet oder verduͤnnet worden, welche man etwan zu einer gantz
andern Zeit nnee haben wuͤrde. (Es hat dieses von dem Herm LVarignon er⸗
fundene Instrument noch einige Maͤngel, um deßwillen ist der Welt⸗ beruͤhmte und
unvergleichliche Philosophus Herꝛ Hofe Rath Wolff auf ein verbessertes Manometrum
bedacht gewesen, welches von denen Fehlern des Varignonischen befreyet ist. Er
beschreibet dasselbe nebst der gantzen Historie und alle dem, was zu der Erkaͤndt⸗
nis eines richtigen Manometri erfordert wird, in seinem nutzlichen Versuche, P. II.
Cup. 4. pag. 112. s eqq.) Durch dieses Instrument waͤchst uns ein solch untruͤgliches
Mittel und Vermoͤgen zu, daß wit gar fuͤglich solche Lxperimente, die sonst alles sehr
richtig und genau haben wollen, miteinander in sichere und gewisse Vergleichung stellen
roͤnnen. Denn, man darff sich gantz keine Rechnung machen, wie es auch der Herr von
Fontenelle, (Memoires de P Académie, 1705.) da er von dem Manometer redet, mit
anmercket, daß etwan das Barometer oder Thermometer in dergleichen Faͤllen einige
hinlaͤngliche Dienste thun koͤnne: Nein keinesweges. Das Barometer bemercket nur
diejenige Verduͤnnung der Lufft, welche von der Schwehre der Atmosphæræ erfolget,
das Thermometer hergegen diejenige Verduͤnnung, welche von der Hitze oder Waͤrme
entstehet. Da nun aber diese beyden Wuͤrckungen miteinander zugleich wuͤrcken, und sich
selbst einander in Schrancken halten, versetzen sie dadurch die Lufft in einen solchen Grad
der Verduͤnnung, der weder derjenige ist, den das Barometer anzeiget, noch auch derjeni⸗
ge, den das Thermometer bemercket. Nothwendig hat man also ein drittes Instrument
haben muͤssen, welches den Grad der Verduͤnnung der Lufft, und zwar so anzuzeigen ver⸗
mag, wie ihn die beyden gantz ungleichen Ursachen, die an dieser Wuͤrckung Theil haben,
in sedem Augenblick wahrhafftig herfuͤr bringen, und dasselbe also in einerley Zeit die
Stelle derer beyden andern vertretten koͤnne.
Auf was Art sich Ft, 805. Man kan auch noch auf eine leichte Manier die in einer glaͤsernen Glo⸗
des Bbarometers cke eingeschlossene Lufft, auf einen gewissen vorgeschriebenen Grad verduͤnnen, wenn man
J bedimen zpr sich eines hierzu mit Fleiß eingerichteten Barometers bedienet. Denn, weilen die Schweh⸗
die Wdeeraen re, der Atmospheræ mit einer 28. Zoll hohen Quecksilber⸗Saͤule das Gleich-Gewicht
sHlossenedufft biß haͤlt, so kan eben diese Lufft, wenn sie um einen einigen Grad verduͤnnet, oder noch ein⸗
uf Linen gewif mal so duͤnne gemacht wird, als sie ihrer natuͤrlichen Beschaffenheit nach seyn mag,
sen begehrtẽ Grad schlechterdings nur annoch mit einer 14. Zoll hohen Quecksilber⸗Saͤule im Gleich⸗Ge⸗
zu verduͤnnen. wicht stehen, ja, endlich so gar auch nur mit einer 7. Zoll hohen Saͤule, so man solche
etwan viermal duͤnner macht, als sie anfaͤnglich gewesen. Da man sich aber eines gemei⸗
nen Barometers nicht bedienen kan, weilen es wegen seiner Groͤsse oder Hoͤhe nicht wohl
unter eine Glocke kan destellet werden, so laͤsset sich jedoch ein dergleichen Barometer ver⸗
fertigen, dessen Hoͤhe nur 8. Zoll betraͤget, und gantz mit Juensiber angefuͤllet ist, an
welchem man auch, wie sonst allezeit gewoͤhnlich, die eigentliche Hoͤhe von 7. Zollen in eine
Anzahl gleicher Theile theilen kan. Stellet man dasselbe alsdann unter die Glocke, und
oumpet die grobe Lufft so lang heraus, biß das Quecksilber in der zugeschmoltzenen Steig⸗
Roͤhre, 7. Zoll hoͤher stehet, als das Quecksilber an der Oeffnung, so wird solchen falls
die Lufft in der Glocke 4. mal duͤnner seyn, als sie ihrer mittlern Proportional-Beschaf⸗
fenheit nach sern mag. Pumpet man noch ferner fort, so vermag man auch die allbereit
bier mal duͤnner gewordene Lufft, nach einer je gefaͤlligen Proportion uͤber die vorherge⸗
gangene immer mehr und mehr zu verduͤnnen, anerwogen man nur die laͤngst der Steig⸗
Roͤhre angemerckte Theilungen wohl in Obacht nehmen darff: Ja, man wird so gar sehr
mercklich wahrnehmen koͤnnen, wenn man mit steten Pumpen so lang fortfaͤhret, biß das
Quecksilber endlich so weit herab faͤllt, daß es auf beyden Seiten fast gleich hoch stehet,
r — guben/Zůge zu thun verbunden ist, um die Glocke von aller groben Lufft
806. Wenn man eine biß ohngefehr auf die Hoͤhe —XR Quecksilber ange⸗
e e
fuͤllte glaͤserne Flasche (Bouteille), benebenst einer glaͤsernen Roͤhre EX nimmt, 87
eyden
Fig. 11.