Full text: Siebende Ausgabe der Ubersetzung. Benebenst 8. Kupfer-Tabellen (Erster Theil, Drittes Buch. Erstes, zweytes und drittes Capitel)

12 Woasser⸗Bau⸗Kunst. Drittes Buch. 
schliessen, daß in Franckreich die Lufft im Sommer nur halb so schwehr ist, als im 
Winier.Dieser so grosse Unterschied entstehet nach des Herrn Homu ergs Meynung, 
zus der groͤssern und hefftigern Bewegung der subtilen Materie, die eine desto groͤssere 
Hitze herfuͤr bringet, und also im Sommer die zarten und unendlich kleinen Lufft⸗Theil⸗ 
—V innerlichen Trieb oder 
emmende Krafft immer weiter und weiter auszubreiten: hergegen im Winter, da in der 
qufft keine so grosse Menge dergleichen subtilen Materie vorhanden, oder auch diejenige, 
d etwan zugegen, bey weitem in keiner so grossen Bewegung begriffen, die kleinen Lufft⸗ 
Theilgen sich wiederum einander naͤhern, und folglich dererselben in einerley Gehalt un⸗ 
RMeich mehrere enthalten sind: Dahero dann auch die Lufft an der Schwehre oder am 
Hewicht eben so zu- oder abnimmet, so wie sie mit mehr oder weniger anderweitigen oder 
remden Materie belaͤstiget ist. Zu denen Zeiten, da es sehr warm, ist sie deßhalben 
eichter, weilen sie sehr viele subtile Materie in sich enthaͤlt, und im Winter ist sie deshal⸗ 
ven schwehrer, weilen sie derselben weit weniger in sich.fasset. Aus dem bißanhero ange⸗ 
hrten, wie auch aus dem 807. 50, folget also genugsam, daß das Schieß⸗Pulver im 
Sommer weit mehrere Gewalt oder Force haben muß, als im Winter, weilen es um 
doviel wenigere zum verduͤnnen oder ausdehnen geschickte Lufft⸗Theilgen antrifft, und die⸗ 
ses habe ich in sehr vielen Erfahrungen vor wahr befunden. 
Inzwischen n eune das Quecksilber des Barometers bestaͤndig in einer 
Jahrs⸗Zeit wie in der andern ohngefehr 27. oder 28. Zoll hoch stehen, da es doch im 
Winter, wie es scheinet, zweymal so hoch steigen sollte, als es im Sommer geschiehet. 
Allein, solches kommt bloß daher, weilen diejenige Lufft⸗Saͤule, die auf die Oefsnung oder 
Muͤndung der Barometer⸗Kolbe drucket, jederzeit ihrem gaͤntzlichen Gehalt nach, bey nahe 
fast zu allen und jeden Jahres-Zeiten von gleicher Schwehre, im Sommer aber ohnge⸗ 
fehr um die Helffte duͤnner oder mehr ausgedehnet, als im Winter ist, gleichwie es mit 
denen fluͤssigen Materien zu geschehen pfleget, von denen ein gewisses Maaß dennoch seine 
emiche Schwehre behaͤlt, ob sie gleich in lauter Jaͤscht oder Schaum verwandelt 
orden. 
Man kan niene⸗9. 809. Aus dem vorhergegangenen koͤnnen wir also folgern, daß man niemalen 
eh dig w aee die wahre Schwehre dererjenigen Coͤrper erfahren koͤnne, die einen grossen Raum⸗Gehalt 
e —— haben, als zum E. die Wollen, Baumwollen und Haar-⸗Ballen ꝛc. ꝛc. weilen sie in der 
rfahren, die einen Lufft leichter sind, als in dem leeren Raum, und zwar um so viel, als der gantze Lufft⸗ 
rossen Raͤum— Gehaͤlt, dessen Raum sie eigentlich einnehmen, an der Schwehre betraͤget, ja, noch uͤber⸗ 
Sehalt Linneh⸗ dem auch um so viel leichter sind, als die Lufft einmal an und vor sich selbst schwehrer ist, 
men. als das andere mal: weßhalben es dann vortheilhafftiger ist, dergleichen Arten von Waa⸗ 
ren vielmehr im Winter als im Sommer zu kauffen. J 
567, 810. Man hat fast eben den Vortheil, was die fluͤssigen Materien anbelangt, 
die nach dem Maaß oder Kanne verkaufset werden, solche viel lieber im Winter als im 
Sommer einzukauffen. Wir sehen z.E. aus der im 339. 80 angefuͤhrten Tabelle, daß 
der Cubic- Schuh Bourgogne-Wein im Sommer 66. tz. 9. Untzen, und im Winter 
68. b. 1. Untze am Gewicht betraͤget, welches denen Cubic-Schuhen nach einen Unter⸗ 
schied von 24. Untzen anzeiget. Da nun die Muid 8. Cubic-Schuh fuͤhret, so folgt, daß 
solche im Winter 12. 1b. Wein oder ohngefehr 6. Pariser⸗pinten mehr, als im Sommer 
haͤlt. Nun uͤberlasse ich einem jedem weiter zu erwegen, ob die Physic oder Natur⸗Er⸗ 
forschungs⸗Kunst eine blosse eurieuse Wissenschafft sey? 
4. 811. Die Verduͤnnung der Lufft kan auf einen sehr hohen Grad geschehen, 
in so fern wir vermoͤge derer aus verschiedenen Experimenten hergeleiteten Folgerungen 
genauer davon urtheilen wollen. Der Herꝛ Mariotte, der hieruͤber mehr Pperimente 
angestellet, als je einer wohl mag gethan haben, fuͤhret mit an, daß ein gewisser Gehalt 
bon unserer Lufft, so wie wir sie gus und einathmen, 4000. mal verduͤnnet werden muͤsse, 
woferne sie in ihre natuͤrliche Erstreckung versetzet werden solle: das ist deutlicher, woferne 
es moͤglich waͤre, daß wir einen Cubic-Schuh dergleichen uͤber der Ober-Flaͤche der 
Erden befindlichen Lufft, biß auf die Hoͤhe der Atmosphæræ tragen koͤnten, wuͤrde derselbe 
Die s daselbst ainen Raum yen oee einnehmen koͤnnen. 
ie stemmende 4. 812. Aus dem iß anhero angefuͤhrten hat man genugsam ersehen muͤssen 
Igse de ust daß der innerliche Trieb oder die stemmende Krafft der Lufft in uosn 66 — 5— 
d eneen wird, je mehr und mehr die Lufft verduͤnnet wird. Es ist also gantz natuͤrlich, hiergus 
dn adeaee eben so wohl den Schluß zu machen, daß die stemmende Krafft der Lufft im Gegentheil 
Vermehruug de- in eben dem Grad anwachsen muͤsse, je in eine groͤssere Dichte sie nach und nach versetzet, 
ber Gewichte ge⸗oder je mehr sie in die Enge getrieben wird. Und in Wahrheit, wenn die Atmosphæra 
schiehet, init de, durch eine anderweitige je gefaͤllige Sache gedrurkt wuͤrde, wuͤrden sich auch die kleinen 
i nan sie belaͤ Lufft-Theilen immer mehr und mehr einander naͤhern, und noch einen viel groͤssern Nach— 
uuget. druck anwenden, als sie sonsten so sehr zu thun nicht gewohnt sind, um sich wiederumtt 
ihre 
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