Full text: Siebende Ausgabe der Ubersetzung. Benebenst 8. Kupfer-Tabellen (Erster Theil, Drittes Buch. Erstes, zweytes und drittes Capitel)

8Wcsgsser⸗Bau⸗Kunst. Drittes Buch. 
indern Ort des Leibes, wo gemeiniglich die mehreste Hitze und Waͤrme zu seyn pfleget, 
nd fand, daß die flͤssige Materie des Thermometers biß auf 284. Linien in die Hoͤhe 
gestiegen. Er unternahm hierauf dieses nemliche Experiment an einen so warmen Tag, 
aAs dergleichen in Engelland vorzukommen pflegen, an welchem er uͤberdem noch seinen 
heib durch so viele Bewegung erhitzet hatte, als er ohne sich sehr zu guaͤlen deshalben un⸗ 
ternehmen konte, ohngeachtet er mehr Vermoͤgen hierzu gehabt haͤtte; so ist aber den⸗ 
noch die fluͤssige Materie nicht uͤber 288. Linien hoch gestiegen. Dahero fuͤget er hinzu, 
vie ihme der Unterschied dieser beyder Experimenten in Vergleichung der Hitze seines 
Leibes, die ihme bey dem andern Fxperiment weit groͤsser als bey dem erstern zu seyn ge—⸗ 
daͤncket, gar zu gering schiene, als daß man auf ihn so genau sehen sollte. Er hat auch 
dergieichen Eꝛperimente im Winter angestellet, und deren Ausschlag insgesamt mit de⸗ 
nen vorigen einerley befunden: woraus er dann endlich geschlossen, daß die Hitze des 
nenschlichen Leibes bey guter Gesundheit im Sommer und 8Winter bey nahe fast einer⸗ 
ley, uͤnd selbige derjenigen Hitze der vufft gleich sey, welche in dem allerhitzigsten Theil 
der Erden hereschet, wie es nemlich der Herr Nevyton beybringet. 
Ich glaube bey keiner bessern Gelegenheit als hier, diejenigen von ihren falschen 
Meynungen befreyen zu koͤnnen, welche sich einbilden, als waͤren die Keller des Sommers 
kalt, und des Winters warm, da doch gerad das Gegentheil statt hat, wie ich solches 
im folgenden erweisen, und darbey denen Gedancken des Herrn Mariotte folgen will, wel⸗ 
cher von dieser Materie eine sehr schoͤne Abhandlung geschriebn.. 
Hurtzgefaßfte Ab- . . 825.. Weilen die mehresten Dinge in der Ratur das ihrige aus Antrieb der 
Hand lung, wor⸗ Hitze oder Waͤrme verrichten, sie sey nun eine innerliche der Sache eigenthuͤmliche Hitze, 
aus wider die ge-⸗wie diejenige bey denen Menschen und andern Thieren, oder sie sey eine aͤusserliche, wie 
meine Meynung diejenige, so die Pflantzen von der Sonne bekommen; so kan aiso derjenige Grad der Hi⸗ 
Ihrbenedaßdie tze, der ihnen eigentlich zukommt, schlechterdings nicht mercklich verstaͤrcket oder geschwaͤ⸗ 
eudeieee chet werden, ohne daß sie nicht alsobald auch ins Verderben gerathen sollten. Aus dieser 
ind, als im Win-Ursach hat der Sinn unserer Empfindung nothwendig so eingerichtet werden muͤssen, daß 
ter. uns alles dasjenige, was die Temperatur oder Maͤssigkeit unserer Hitze uͤbersteiget, warm 
oder heiß zu seyn scheine, herentgegen alles dasjenige, was weniger Hitze mit sich fuͤhret, 
als unsere Coͤrper sonst zu besitzen pflegen, in uns eine von der ersten gantz unterschiedene 
Empfindung erwecke, welches wir Frost oder Kaͤlte zu nennen pflegen, damit wir denen 
Beschwehrlichkeiten, die durch die Vermehrung oder Verringerung unserer natuͤrlichen 
Hitze erfolgen wuͤrden, auszuweichen, und uns in unserm rechten Temperament oder 
vahren Leibes⸗Art zu erhalten vermoͤgend seyn moͤchten. Allein, eben hieraus diese Fol⸗ 
Jerung zu ziehen, daß alles dasjenige, was uns unserer Empfindung nach, als kalt vor⸗ 
ommet, schlechterdings ohne alle Waͤrme sey, ist ein gar zu grober Irrthum: Denn, 
eben so, wie einige Thiere, die natuͤrlicher Weise mehr Hitze in sich fuͤhren, als wir, sich 
sehr betruͤgen wuͤrden, wenn sie, indem sie uns beruͤhreten, uns ohne innerliche Waͤrme 
zu seyn hielten, eben so betroͤgen wir uns selbst, wenn wir diejenigen schlechterdings als 
kalt schaͤtzeten, deren ihr Temperament oder Maaß der Hitze in einem geringern Grad be—⸗ 
findlich, als der unserige etwan seyn mag. 
5. 826. Wir muͤssen dannenhero keinesweges bloß allein aus der Empfindung 
der Kaͤlte, sondern vielmehr aus solchen Vernunfft⸗Schluͤssen, die auf gantz andern 
Gruͤnden beruhen, wie nicht weniger auch aus denenjenigen Wuͤrckungen, die die Hitze 
gemeiniglich herfuͤr bringet, genguer urtheilen, ob eine Sache ohne innerliche Hitze sey 
oder nicht. Es ist also unbillig, daß sich die mehresten gleichsam beklagen, als betroͤgen 
uns unsere Sinnen. Allein, man darff denen Sinnen die Schuld gantz nicht beymessen, 
sondern vielmehr dem Fehlen und Irren unserer Vernunfft⸗ maͤssigen Beurtheilungs⸗Art. 
Denn die Sinne sind uͤns nicht gegeben, die Dinge so zu beurtheilen, wie sie und vor sich 
selbsten sind, sondern bloß allein so, wie sie in Ansehung unserer, beschaffen sind, damit 
wir diejenigen, so uns Schaden zuziehen, meiden, herentgegen dererjenigen uns bedienen 
moͤgen, welche zu unserer Erhaltung geschickt sind. 
In so fern, wir zum Grund setzen, daß in denen gemeinen Kellern keine anderwei⸗ 
tige Hihe befindlich sey, als diejenige, so von der Sonne her kommt, so ist auch kein 
Zweisel, daß, wehrender ersten Hitze des Sommers, die sehr tieffen Keller bey weiten 
noch nicht so sehr erhitzet seynd, als zu Anfang des Septembers, weilen die Hitze, in⸗ 
dem sie sich nur immer nach und nach in die Erde einschleichet, sehr viele Zeit brauchet, 
ehe sie biß in die unterirrdischen Gebaͤude hinunter dringen kan. Scheinet die Sonne 
den gantzen Tag uͤber, so ist auch die Ober⸗Flaͤche der Erden des Nachmittags um drey 
Uhr weit mehr erhitzt, als um 10. oder 11. Uhr des Vormittags, und gemeiniglich ist 
es auch zu der Zeit, da der Tag am laͤngsten ist, nemlich im Sommer⸗ Solstitio, noch 
nicht so warm, als einen Monat oder ein Wochen oder sechs darnach. Und aus eben 
dieser Ursach muß in denen tiefen Kellern die Waͤrme bey Ausgang des Sommeꝛogp 
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