20 Wasser⸗Bau⸗Kunst. Drittes Buch.
enthalten, mit fort, treibet es in den Behaͤlter H, nimmt hierauf selbst den nemlichen
Weg, und ergiesset sich auch in den Behaͤlter, und solches dauret so lang, als die Sonnen⸗
Hitze der eingeschlossenen Lufft, genugsame Stemmungs⸗-Krafft beybringet, um nemlich
die Ober⸗Flaͤche des Gewaͤssers, BE, so sehr zu drucken, als hierzu noͤthig seyn will.
Nachdeme aber die Tages⸗-Hitze vergangen, uͤnd die Kaͤlte der Nacht zu wuͤrcken an⸗
faͤngt, schliessen oder ziehen sich auch die Lufft-Theilgen der eingeschlossenen Lufft wiede⸗
rum nach und nach zusammen, besitzen aber bey weiten diejenige Stemmungs-Krafft
nicht mehr, die sie des Tages uͤber gehabt haben, und zwar ist solche noch in einen weit
geringern Grad, als die Stemmungs-Krafft der aͤussern Lufft, weilen die eingeschlossene
bufft, da sie zu dieser Zeit einen weit groͤssern Raum-Gehalt einnimmt, als anfaͤnglich,
da die Hitze ihre Wuͤrckung ausgeuͤbet, sich in denjenigen Raum mit ausbreitet, welchen
das des Tages uͤber in die Hoͤhe gestiegene Gewaͤsser an der Menge leer gelassen: Dann,
indem die Kugel oder das Gefaͤß biß auf zwey Drittheil mit Gewaͤsser angefuͤllet wor⸗
den, und wir anbey annehmen, als waͤr etwan die Helffte des Gewaͤssers in die Hoͤhe
gestiegen, muß nothwendig diejenige Lufft, die anfaͤnglich nicht mehr als ein Drittheil
des Gefaͤsses eingenommen, vielmehr hernach 5. einnehmen, und zweymal so sehr ver⸗
duͤnnet oder ausgedehnet seyn, als die aͤussere Luͤft. Da nun solchergestalt die aͤussere
Lufft uͤber die eingeschlossene den Vortheil erhaͤlt, so druckt sie auch die Ober⸗Flaͤche,
M , desjenigen Quellen- oder Brunnen-Wassers, in welches die Roͤhre NK sich einge⸗
tauchet befindet, und treibt es in dieser Roͤhre aufwarts, biß es endlich in der Kugel
eine solche Hoͤhe erlangt, da dessen Schwehre zusamt der Stemmungs-Krafft der innern
dufft mit der Stemmungs⸗Krafft der aͤussern, das Gleich⸗Gewicht halten, in welcher Be⸗
chaffenheit alsdann beyde Kraͤffte so lang verbleiben, biß die Sonne die eingeschlossene
Lufft von neuem erhitzet, und das Gewaͤsser, wie das erste mal, zum steigen bringet.
Also treibet die Kaͤlte das Gewaͤsser wehrender Nacht aus dem Brunnen in das Gefaͤß,
und von dar zwinget es die Hitze des Tages uͤber, daß es aus dem Gefaͤß in den Behaͤl⸗
ter steigen muß. Ubrigens kan diese Plompe nirgends ihre gehoͤrige Wuͤrckung thun,
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alt ist.
Die Feuchtigkeit 5. 828. Die Feuchtigkeit hat die Eigenschafft und das Vermoͤgen, den Nach⸗
e druck der stemmenden Krafft der Lufft in sehr hohen Grad zu verstaͤrcken. Oder deutli⸗
falls die Gewalt cher: Wenn eine mit, vielen Duͤnsten angehaͤuffte Lufft vermoͤge der Hitze sich zu verduͤn⸗
der Stemmungs⸗ nen anfaͤngt, so verduͤnnet sie sich in weit hoͤhern Graäd als sonst. Ist sie alsdann etwan
Krafft der Lufft. gar eingeschlossen, so wendet sie einen weit groͤssern Nachdruck an, um sich zu verduͤnnen
oder auszubreiten, als sie, wenn sie auch mit einerley Grad der Hitze in Wuͤrckung waͤre
gesetzet worden, keines weges wuͤrde gethan haben, wann sie rein und heiter gewesen
waͤre, welches verschiedene Kxperimente genugsam bekraͤfftigen.
Ich habe offtmals verschiedene an Glaß sehr starcke und anbey wohl verstopffte
Flaschen oder Bouteillen in kochendes Wasser gestossen, unter welchen diejenigen, in de⸗
nen nichts als Lufft enthalten, keines weges zerbrochen, die andern aber, in welche ich
nur einen halben Loͤffel voll Wasser gegossen, augenblicklich darnach mit einem grossen
Knall voneinander gesprungen sind. Aus dem folgenden werden wir bey Abhandlung
dererjenigen Machinen, welche durch die Wuͤrckung des Feuers ihre Bewegung erhau⸗
ten, mit mehrern ersehen, daß, wenn wir in ein eisernes oder metallenes wohl verstopff⸗
tes Gefaͤß, Wasser und Lufft zusammen einschliessen, und das Wasser kochen lassen, der
von dem Wasser ausdampffende Dunst, die Stemmungs⸗Krafft der Lufft auf einen sol⸗
chen Grad verstaͤrcket, der fast unglaublich zu seyn scheinte.
Das Wasser ste⸗ (. 829. Ich muß hier mit anzufuͤhren nicht vergessen, wie das Wasser mit gar
cket voller Lufft. vieler Lufft angefuͤllet ey. Giessen wir Wasser in ein Gefaͤß, und setzen solches unter die
Nebst cinen F Glocke der Lufft-Pumpe, werden wir nach einer gewissen Anzahl Kolben-Zuͤge aus der
ee Tieffe des Wassers, Lufft⸗Blasen bis zu oberst in die Hoͤhe steigen, und daselbst also⸗
bald wiederum verschwinden sehen, und dieses haͤlt so lang an, biß die Glocke von aller
groben Lufft befreyet ist, worauf man alsdann aber keine Blasen mehr in die Hoͤhe stei⸗
gen siehet, man mag auch das Wasser noch so lang in der Machine stehen lassen. Neh⸗
men wir dieses nemliche Wasser wieder heraus, und waͤrmen es ein wenig, setzen es als⸗
dann wieder unter die Glocke, werden wir in eben dem Grad, wie die Luͤfft heraus ge⸗
pumpet wird, viel groͤssere Blasen aufsteigen sehen als zuvor, und geschiehet darbey uͤber⸗
dem noch ein groͤsseres Aufwallen oder Kochen, als dasjenige, so das Feuer zu verursa—
chen pfleget, welches zwar in eben dem Maaß wieder abnimmt, so wie das Wasser er⸗
kaltet, jedoch aber nicht eher voͤllig aufhoͤret, als biß das Wasser vollkommen erkaltet ist.
Ob nun gleich auf solche Art schon sehr viele Lufft aus diesem Wasser heraus gegangen;
so haͤtt es dem ohngeachtet noch eine grosse Menge Lufft in sich: Denn, so man es noch⸗
mals von neuen warm werden laͤsset, und zwar in etwas staͤrcker als zuvor, kan man
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