Full text: Siebende Ausgabe der Ubersetzung. Benebenst 8. Kupfer-Tabellen (Erster Theil, Drittes Buch. Erstes, zweytes und drittes Capitel)

22 Wasser-Bau⸗Kunst. Drittes Buch. 
Muthmaßliche 9. 832. Da die Kaͤlte die Eigenschafft besitzet, die Theilgen des Wassers zu 
Mehnung auf haͤrten, als auch solche zusammen zu ziehen; so hat dagegen die Hitze die Eigenschafft, 
was Art.eigent- dieselben weit fluͤssiger zu machen. Ja, sie vermehret die Wuͤrckung des Wassers in 
—A einem ausserordemlichen Grad, weilen daässelbe das Vermoͤgen erlanget, harte Coͤrper 
uden der zu durchdringen, und so gar solche zu zertheilen: Woraus genugsam abzunehmen, daß 
rer fͤssigen Ma- die Theilgen des Wassers solchen falls in einer sehr grossen Bewegung miteinander seyn 
terien urcket. muͤssen. Solche hefftige Bewegung kan nun entweder durch die Materie des Feuers 
ꝛerurfachet werden, die unter das Gefaͤß gethan worden, worinnen Wasser enthalten, 
velche als dann allenthalben durch das Gefaͤß hindurch dringet, und solcher gestalt die 
gantze Substanz des Wassers mit zarten Feuer⸗Theilgen anfuͤllet, oder sie kan auch durch 
die mit einem Brenn⸗Spiegel aufgefangene Sonnen⸗-Strahlen herfuͤr gebracht werden. 
Aber dasjenige, was hierbey vor das allerbesonderste zu halten, ist dieses, daß der Grad 
der Hitze so wohl des kochenden Wassers, als. auch anderer fluͤssigen Materien, in seinen 
Schrancken bleiben muß, und keines weges nicht in eben dem Maaß anwaͤchset, wie man 
das Feuer verstaͤrcket, welches ohne Zweiffel daher kommt, weilen die Feuer⸗oder Licht⸗ 
Theilgen, die Wuͤrckung des Wassers alsdann nicht mehr verstaͤrcken, wenn sie sich 
voͤllig voneinander abgesondert und dabey in ihrer vollkommenen Freyheit befinden. 
Wehrend dieser hefftigen Bewegung, nehmen oder reissen die Feuer⸗Theilgen, 
welche ohnedem bestaͤndig sich auszubreiten trachten, eine gewaltige Menge Wasser⸗ 
Theilgen mit sich fort, und weilen diese Vermischung von sowohl ætherischen als waͤsse⸗ 
rigten Theilgen leichter ist, als diejenige Lufft, so auf der Ober⸗Flaͤche der Erden statt 
haͤt, so treibet dahero die untere Lufft alle diese Theilgen uͤber sich, und haͤlt solche als 
schwebende Duͤnste, Nebel oder Wolcken so lang in der Hoͤhe, biß die Winde kommen, 
und solche gegeneinander stossen, da sie alsdann, indem sie sich wiederum zusammen zie⸗ 
—WWV— Schwehre der⸗ 
enigen Lufft, von welcher sie gehalten oder getragen werden, uͤbertreffen, und hierauf 
als ein Regen wieder herunter fallen. J e 
. 833. Die Lufft haͤlt zu allen Zeiten sehr viele dergleichen Duͤnste oder unge⸗ 
mein zarte und schwebende Wasser⸗Tropffen in sich, wie solches aus dem folgenden Ex- 
periment darzuthun. So wir ein altes Seil oder einen alten Strick nur ein einiges 
mal in ein Saltz⸗Wasser eintauchen, und ein wenig einweichen lassen, solchen hernach 
in solcher Beschaffenheit aufhencken, werden das ganßze Jahr uͤber Wasser⸗Tropffen von 
demselben herab troͤpfflen. Es ist auch bekandt, daß, wenn man die Lufft aus der Glocke der 
Lufft-Pumpe heraus zu pumpen anfaͤnget, solche alsobald in die Gestalt eines Nebels ver⸗ 
wandelt wird, welches schlechterdings von nichts anders als von denen feuchten Duͤn⸗ 
sten herkommt, die alsdann auf einander fallen, und zwar aus dieser Ursach, weilen sie 
nicht mehr so von der Lufft gehalten, oder gleichsam getragen werden, wie zuvor. 
„Nichts ist bewundernswuͤrdiger, als dasjenige, was mit einem an einen Balcken 
aufgehenckten Seil zu geschehen pfleget, wenn man an dessen unteres Ende eine gefaͤllige 
grosse Last, zum Ex. 10000. t3. und zwar solcher gestalt aufhencket, daß sie bey trocke⸗ 
nen Wetter fast die Erde beruͤhret: So bald als die Lufft hernach feucht wird, siehet 
man diese Last immer nach und nach in die Hoͤhe steigen, und eben auch so wiederum 
hernieder sincken, wie die Lufft nach und nach trocken wird. Dieses Phænomenon deut—⸗ 
licher zu machen, duͤrffen wir uns nur die Theilgen des Wassers, als ungemein zarte, 
ausserordentlich glatte, gewaltig harte und voͤllig runde Sand⸗Koͤrner vorstellen, welche 
die kleinen Oeffnungen verschiedener Coͤrper auf eben die Art durchdringen, wie es bey klei⸗ 
nen aneinander wegrutschenden Keilen geschehen wuͤrde. Indeme nun diese Wasser⸗ 
Theilgen in die kleinen Oeffnungen des Seils hineinglittschen, in denenselben aber keines 
weges eine solche dicke, vielmehr eine zum durchdringen weit bequemere Lufft antreffen, 
als diejenige ist, in welcher sie vorher enthalten waren; so sind sie alsdann, weilen sie 
einmal in denen gedachten Oeffnungen des Seils befindlich sind, vermoͤge der Wuͤrckung 
der stemmenden Krafft der aͤussern das Seil umgebenden Lufft gezwungen, noch weiter 
hinein zu dringen, und daher geschiehet es dann hernach, daß das Seil aufquellet, sich 
verkuͤrhet, und solcher gestalt die Last in die Hoͤhe hebet. 
. .Das nemliche geschiehet auch mit diesem Seil, wenn es trocken ist, und man 
feuchtet es mit Wasser an, so siehet man augenblicklich die Last in die Hoͤhe steigen: 
Woraus sattsam abzunehmen, daß es von der eingezogenen Feuchtigkeit aufgequollen, 
weilen es sich zusammen gezogen und verkuͤrtzet hat. Allein, wofern diese Erhoͤhung der 
Last von der Druckung der aͤussern Lufft herkommen soll, wie wir dann solches hier zum 
Grund setzen; so muß diejenige Lufft-Saͤule, welche das Seil umgiebet, Gelegenheit 
finden, in eben dem Maaß etwas weniges herab zu steigen, wie sie nach und nach die Last 
in die Hoͤhe hehet, weilen nach dem Gleich⸗Gewichts⸗Standt die Last sich jederzeit zu der 
Bewegung⸗ wuͤrckenden Krafft umgekehrt (reciproce) verhalten muß: Wie sich der 
durch⸗ 
Bewunderungs 
wuͤrdige Wuͤr— 
ckung derer ange— 
feuchteten Seile.
	        
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