66 Wasser⸗Bau⸗Kunst. Drittes Buch.
man das Gewaͤsser auswarts treiben will, vollkommen gleich sey. Zu Ende des
aten Capitels, werden wir verschiedene Formuln antreffen, die alles in sich begreiffen,
was man hiervon je verlangen mag.
Aus dem 90ꝛ1. und 904. so folgt, daß, wenn eine Krafft eine Wasser⸗Plompe,
die keinen Mangel hat, nemlich, ein solches Druckwerck beweget, an welchem der
Diameter der Aufsatz-⸗Roͤhre, der Diameter des Klappen-Lochs, und der Diameter des
Stiefels einander voͤllig gleich sind, man alsobald auch denjenigen Nachdruck erfahren
koͤnne, den diese Krafft besitzen muß, wenn sie das Gewaͤsser mit einer solchen Geschwin—
digkeit in die Hoͤhe treiben soll, die vor sich schon vorgeschrieben, und sich auch zugleich
auf die eigentliche Menge Wasser beziehet, welche man stuͤndlich in den Sammel⸗Kasten
zum Ausguß oder zum steigen bringen will.
Von derjenigen Hoͤhe, auf welche das Gewaͤsser durchs Sau—
gen, in Ansehung derer Men derer Plompen, gehoben wer⸗
en kan.
6 * Us denen auf dem ersten und andern Kupfer⸗Blat dieses Capituls befindlichen Fi⸗
9 9 guren, wird man eines Theils schon ersehen haben, daß der Diameter derer
Saug—-Roͤhren weit kleiner ist, als der Diameter des ihnen zugehoͤrigen Stie⸗
fels, weilen gemeiniglich der Kolben, wehrendem Saugen, nicht so viel Geschwindig⸗
keit besitzet, als das Gewaͤsser deren gewinnet, um in den Stiefel dinauf zu steigen, wel⸗
cher eigentiich in dem Augenblick voͤllig angefuͤllet seyn muß, als der Kolben im Stiefel
die hoͤchste Zug⸗Hoͤhe erlangt hat. Damit nun solches aber auch wuͤrcklich geschehe,
muͤsfen folgende Stuͤcke, nemlich: die Quadrat-Flaͤche der platten Ruͤndung des Kol⸗
bens, die Quadrat-Flaͤche der Muͤndung der Saug-Roͤhre, die Geschwindigkeit, die
das Gewaͤsser im steigen besitzen soll, und endlich die Geschwindigkeit des Kolbens, mit⸗
einander eine gewisse Proportion formiren. Solche aber wohl zu verstehen, wollen wir
die Plompen oder Saugwercke selbst ein wenig beyseit setzen, und alsobald einige An⸗
fangs-Gruͤnde vorher anfuͤhren, die dasjenige, was ich eigentlich anzeigen will, weit
leichter und deutlicher machen.
Untersuchung de⸗ Gesetzt, wir haͤtten einen Heber CBFG, der durch und durch von gleicher
rer verschiedent Muͤndung, und anbey mit einem Hahn T, versehen waͤre, und uͤberdem auch noch des⸗
lichen Geschwin⸗ fen erste Arm⸗Roͤhre Al bestaͤndig mit Gewaͤsser, es moͤchte dessen so viel verlohren gehen,
dene ne als nur immer wollte, angefuͤltt unterhalten wuͤrde; so ist gewitz, daß, wenn der uͤbrige
heneider e Theil des Hebers annoch leer ist, und man alsdann ploͤtziich den Hahn oͤffnet, das Ge—
d bder bley- waͤsser alsobald in die Communications-Roͤhre VX hinein laufft, und zwar mit einer
recht siehenden unveraͤnderlichen steten Geschwindigkeit, welche derjenigen gleich ist, die ein Coͤrper
Roͤhre aufwarts erlangen kan, wenn er von der Hoͤhe AB herab faͤllt, und nachhero aber in eben dem
sleigen b. Grad, wie sich nach und nach die andere Arm-Roͤhre FG mit Gewaͤsser anfuͤllet, immer
rig ro mehr und mehr wiederum abnimmt.
Um nunmehro auch zu zeigen, in was vor einer Ordnung die Geschwindigkeit
des Gewaͤssers bey allen denen Puncten Qder Hoͤhe Gs, wo sich nur immer dessen
Ober Flaͤche im steigen befinden mag, abnimmt; muͤssen wir die Linien aB und CD
als Ax⸗Striche einer Parabel ansehen, und an denenselben mit einerley Parameter,
zwey zwar gleiche aber verkehrt stehende Parablen CPH, und BKI verzeichnen, als⸗
dann das Rectangulum AIMB beschreiben, und zu der Horizontal-Linie IG so viele
Parallel⸗Linien UK ziehen, als beliebig sern mag. Nehmen wir nun unter der Halb⸗
Ordinate Al oder DH, weilen sie einander gleich sind, diejenige voͤllig ungebundene und
stete Geschwindigkeit des Gewaͤssers an, welche es zu unterst am Abfall CD besitzet; so
hat es seine Richtigkeit, daß die Halb⸗Ordinate Ob, eben so wohl auch diejenige Ge⸗
schwindigkeit ausdruckt, welche auf den Abfall CO und zwar auf den Ort O zustimmet,
ja, schlechterdings auch die Halb⸗Ordinate NK, die dem Abfall NBäoder Q8 zugehoͤrige
Geschwindigkeit angeben muͤsse. Ich will aber nunmehro erweisen, daß diejenige Ge⸗
schwindigkeit, welche die Ober-Flaͤche QRudes in der Arm⸗Roͤhre GE in die Hoͤhe stei⸗
genden Gewaͤssers besitzet, wenn sie in dem Punct Qangelangt ist, schlechterdings nicht
durch die auf diesen Punct Qʒustimmende Halb⸗Ordinate OP, wie man nemlich biß
anhero geglaubet, ausgedruckt werden duͤrffe, sondern vielmehr durch die Linie UK,
weiche nichts anders, als derjenige Unterschied ist, der solchen falls zwischen der auf
den ore AB zustimmenden Geschwindigkeit UN oder MB, und der Geschwindigkeit
NERstatt hat.
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