Full text: Neundte Ausgabe der Ubersetzung. Benebenst 6. Kupfer-Tabellen (Erster Theil. Drittes Buch. Fünftes Capitul)

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V ⸗ * 7 2434 
2Wasser⸗Bau⸗Kunst. Drittes Buch. V. Capitul. 
geleitet wurde. Diese oͤffentliche Brunnen gehoͤrten mit unter die fuͤrnehmsten Zierden 
er Stadt, masfen dieseilben mit Marmolsteinern und metallenen Statuen versehen 
aren.Unter der Regierung Augusti, waren wenige ansehnliche Buͤrger, von denen 
nicht ein jeder ein Bassin mit springenden Wasser in seiner Behausung gehabt haͤtte. 
“Man sammlete aber auch noch ausser denen Quellen, alles dasjenige Gewaͤsser 
besonders zusammen, was nicht gut zu trincken war, als unter andern dasjenige, was 
pon denen Brunnen uͤberfluͤssig weglief, und das Regen-⸗Wasser. Solches begab sich 
urch besondere Leitungen in andere Keservoirs und dienete hernachmals, das Vieh 
zu traͤncken. Von dar wurde dasselbige durch Roͤhren in die Haͤuser derer Gerber und 
uderer Handwercker fortgeleitet, die Wasser zu ihrer Arbeit noͤthig hatten. Nach⸗ 
deme es nun auf solche Art zu verschiedenen Nutzungen gedienet hatte, sammlete es 
sich in denen Mist⸗Gruben und Cloaquen, um solche auszureinigen, von dar es sich 
durch abermahlige Fortleitungen endlich in die Tyber ergoß. 
Dasjenige Gewaͤsser, welches von weit entlegenen Quellen herbey gefuͤhret wur⸗ 
de, kam keineswegs der Stadt Rom bloß allein zu Nutzen, sondern die Land⸗Leute, durch 
deren Laͤndereyen dasselbe hindurch geleitet wurde, hatten ebenfalls Antheil an dem⸗ 
felben, so wohl zu ihrem haͤußlichen Gebrauch, als auch zur Fruchtbarkeit des Lan⸗ 
des, weiches von denselben an denen duͤrren und trockenen Orten gewaͤssert oder be⸗ 
ruchtet wurde, welches dann der Stadt Rom einen grossen Uberfluß von Lebens⸗ 
Mirteln zuwege brachte. Allein diese Austheilung des Gewaͤssers, welche zum Nutzen 
derer Laͤnderehen abzielete, wurde mit vieler Sorgfalt vor aller unnoͤthigen Verschwen⸗ 
dung und mit einer admirablen Policey verwaltet. Man trug grosse Sorge, daß es 
sonst zu nichts als zu lauter wahren und wuͤrcklichen Nutzungen angewandt, und in 
gebuͤhrender Menge zu jeder Sache Nothwendigkeit gewidmet wurde. Es war auch 
darbey einer gewissen Anzahl Land Leuten, die von denen Commissarien hierzu erweh⸗ 
jet waären, nachdruͤcklich anbefohlen, die Wasser Leitungen jederzeit nett und rein zu 
unterhalten, damit das Gewaͤsser rein und gesund nach Rom gelangen moͤchte: Und 
damit diese Leute, gedachten Verrichtungen um so ernstlicher obzuliegen, noch mehr 
herbindlich gemacht, und ihnen hierzu die Mittel erleichtert wuͤrden, waren selbige 
von allen andern Beschwehrnissen, Steuren und oͤffentlichen Auflagen voͤllig befreyet, 
und diejenigen, die ihre Schuͤldigkeiten zu erfuͤllen nachlaͤssg waren, wurden durch 
die Conftation ihrer Erbtheile gestrafet, welche man hernachmahls denenjenigen 
zustellete, die hierinnen sorgfaͤltiger waren: Also wurde die Strafe oder Zuͤchti⸗ 
gung derer erstern zur Belohnung derer andern gemacht. Sie waren auch noch 
uͤberdem verbunden, laͤngst denen Wasser⸗Leitungen Baͤume zu pflantzen, ein je⸗ 
der auf seinem Grund und Boden, der ihme zugehoͤrete, damit das Gewaͤsser, in⸗ 
deme es helaͤndig unterm Schatten weglauffen konte, zu allen Zeiten frisch unterhal⸗ 
ten wuͤrde. — 
Allle diese grossen Wercke wurden mit vieler Ordnung und Diseiplin gefuͤhret 
und unterhaͤlten: Und weilen es nicht wuͤrde moͤglich gewesen seyn, ohne einer grossen 
Autoritaͤt so weit zu gelangen; war es denen Burgermeistern, ja selbst denen Kayfern 
nicht zu veraͤchtlich, hierauf die wachsamsten Augen zu haben, massen sie die Wasser⸗ 
beitung als eine von denenjenigen Sachen ansahen, die dem gemeinen Wesen am mei⸗ 
sten angieng. Die Buͤrgermeister hatten heruͤher lange Zeit die Ober⸗ Aufsicht: 
Nachgehends aber uͤberliessen sie diesen Theil der Policey ihren Bau⸗Herren, welche 
bann dieses Amt versahen biß auf des Augusti Zeiten, welcher, weilen er den Marecum 
Agrippam vor die Bemuͤhungen, die dieser wehrend seines Bau⸗Herren⸗Standtes 
uͤber sich genommen, nemlich der Stadt Rom weit mehr Wasser zu verschaffen, als 
sie noch niemahlen gehabt hatte, besonders begnadigen wollte, massen dieser Marcus 
Agrippa, 700. Wasser Reservoirs 130. Wasser⸗Schloͤsser oder Thuͤrne, und 150. 
praͤchtig ausgezierdte oͤffentliche Brunnen hatte machen lassen, ihn dafuͤr zum Ober⸗ 
Auffeher des Gewaͤssers, und zum Ober⸗Haupt einer dabey zu gleicher Zeit errichte⸗ 
ten Compagnie von 140. Officiers oder Wasser⸗Commissarien ernennete. Nach der 
Hand richtete man noch eine dergleichen Compagnie auf, welche aus 460. Personen 
bestandt: Und diese zwey Compagnien waren in unterschiedene Aemter ausgetheilet, 
die alle auf die Wasser⸗Leitung und Austheilung desselben abzieleten. —— 
Man kan von selbst leicht urtheilen, daß die Unterhaltung so vieler Bedienten, 
und die bestaͤndige Ausbesserungen derer Aquaducten, Wasser⸗Kessel, oͤffentlichen 
Brunnen und Wasser⸗Thuͤrne, sehr grosse Unkosten verursachet haben muͤssen: Im 
Begentheil waren aber auch die Einkuͤnffte, die man von der gemachten Austhei⸗ 
ung des Gewaͤssers herausbrachte, gantz erstaunlich. Eine jede Privat⸗Person mußte 
einen der Menge des ihm in seine Behausung verschafften Gewaͤssers gemaͤssen Tribut 
bezahlen. Frontin, welcher die Gelder zusammen gerechnet, die man in J 
als
	        
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