Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

332 XI. Die chemische Verwandtschaft. 
Aus der Gleichheit von 5 und 6 geht zunächst hervor, dass erstens die 
Lösungen richtigen Gehalt haben, und dass zweitens die schliessliche An- 
ordnung in beiden dieselbe ist, unabhängig von der ursprünglichen Anord- 
nung. Für die Werte Q, und Q, hat man die Summe 2 -+3 von 6, resp. 
1+4 von 5 abzuziehen und erhält Q, = 7-8 und Q,= -—3-4; die Differenz 
ist Q,— Q,= 11-2. Nach dem zweiten Satze muss derselbe Wert sich aus 
(1 — 8) — (2 — 4) ergeben; man findet 10-7, in genügender Übereinstimmung. 
Von Nebenwirkungen ist die der Schwefelsäure auf das Sulfat zu be- 
achten; die der Salpetersäure auf das Nitrat ist sehr gering; die Summe 
derselben beträgt 1.2.1!) Somit haben wir 
7:8—1-2 
113 = 0-59 
S 
d. h. Salpetersäure zerlegt Kupfersulfat so, dass 59 Prozent der Schwefel- 
säure frei werden, während von der Salpetersäure 41 Prozent verbleiben. 
Das volumchemische Verfahren lässt sich leicht auf höhere und 
niedere Temperaturen ausdehnen, was bei dem thermochemischen mit 
erheblichen Schwierigkeiten verknüpft ist. Man braucht nur die Wärme- 
ausdehnung der Flüssigkeiten, deren Volume man zu vergleichen hat, 
mit Hilfe eines Dilatometers zu bestimmen, um für jede andere Tem- 
peratur das Material zu gewinnen, welches die Teilung der Base zwi- 
schen den Säuren zu berechnen gestattet. Über die Ausführung von 
Ausdehnungsbestimmungen finden sich in der Litteratur zahlreiche 
Angaben, auf die verwiesen werden mag. Nur soll erwähnt werden, 
dass es zweckmässig ist, die Beobachtungen auf einige bestimmte Tem- 
peraturen zu beziehen, indem man entweder dieselben mittelst eines 
Thermostats konstant erhält, oder einige Beobachtungen in nächster 
Nähe, sowohl ober- wie unterhalb ausführt, und die erhaltenen Zah- 
len auf die beabsichtigte Temperatur interpoliert. Man erspart sich 
durch dies Verfahren die lästige Berechnung von Interpolationsfor- 
meln, welche, abgesehen von dem Zeitaufwand, welchen sie erfordern, 
stets die Genauigkeit der Ergebnisse beeinträchtigen. Kin Beispiel 
der Anwendung dieses Verfahrens hat Ostwald (1877) mitgeteilt. Die 
speziellen Ergebnisse dieser Versuche werden an einem anderen Orte 
besprochen werden. Es soll nur noch hervorgehoben werden, dass 
die Genauigkeit derartiger Versuche die gleiche ist, welche sich mit 
Sprengelschen Pyknometern erzielen lässt: einige Einheiten der fünf- 
ten Dezimale. 
Aus den Auseinandersetzungen über die stöchiometrischen Ge- 
setze des Lichtbrechungsvermögens ging hervor, dass das spezifische 
Brechungsvermögen al, wo n der Brechungskoeffizient und d 
1 Um Raum zu sparen, unterdrücke ich die ausführlichen Zahlen für 
Jie Nebenreaktionen, sowie die Einzelheiten der Annäherungsrechnung.
	        
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