Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

362 XI. Die chemische Verwandtschaft. 
der Geschwindigkeitskoeffizient nicht konstant, sondern wird beständig klei- 
ner, wie sich aus der Berechnung der Beobachtungen nach der gewöhn- 
lichen Formel auch unmittelbar ergiebt. 
Ebenso wie das Ammoniak verhalten sich die substituierten Ammo- 
niake, die Aminbasen, wenn auch bei ihnen der verzögernde Einfluss nicht. 
denselben hohen Grad erreicht, wie beim Ammoniak. 
Durch diesen Umstand wird die Beurteilung der Affinitätsgrössen die- 
ser Basen sehr erschwert. Man kann indessen, ohne die etwas verwickelte 
Theorie dieser Störung zu kennen, ihren Einfluss auf folgende Weise eli- 
minieren. Berechnet man nach der gewöhnlichen Formel die Geschwindig- 
keitskoeffizienten, und trägt dieselben, welche mit der Zeit abnehmen, als 
Ordinaten in ein System, dessen Abscissen die Zeiten sind, so erhält man 
eine Kurve, die im allgemeinen konvex gegen die Abscissenaxe gekrümmt. 
ist. Verlängert man diese bis zur Abscisse +==0, so erhält man den für 
den ersten Augenblick geltenden Geschwindigkeitskoeffizienten, welcher von 
der Störung frei ist, da noch kein Acetat sich hat bilden können. Wenn 
auch dies Verfahren der notwendigen Extrapolation wegen nicht sehr ge- 
nau ist, so gestattet es doch, die gesuchten Werte mit einer für die meisten 
Anwendungen genügenden Genauigkeit zu messen. 
Auf diese Weise wurden folgende Geschwindigkeitskoeffizienten er- 
halten: 
Natron 
Kali 
Lithion 
Thalliumhydroxyd 
Ammoniak 
Methylamin 
Äthylamin 
Propylamin 
[sobutylamin 
162 
161 
165 
Q 
18:5 
5 
Amylamin 18-5 
+ 1lylamin 4-0 
‘imethylamin 22 
”*+hylamin 26 
Trimethylamin 7:3 
Triäthylamin 22 
Piperidin 27 
Teträthylammon 131 
Die Zahlen gelten für eine Verdünnung von 401 und für die Tempe- 
ratur 25°C. Wie man sieht, sind die alkylsubstituierten Ammoniake sämt- 
lich stärker, als die Muttersubstanz. Die genauere Erörterung der vorhan- 
denen Beziehungen kann hier nicht vorgenommen werden, 
Ganz abweichend von diesen Basen verhalten sich die vierfach sub- 
stituierten Ammoniumhydroxyde. Wie ihr chemischer Charakter sie den 
Alkalien anschliesst, so zeigen sie sich auch bei der Verseifung derselben 
ganz ähnlich denselben, denn Teträthylammon giebt 131, nahe den für Al- 
kalien erhaltenen Werten.
	        
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