Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

Elektrochemische Beziehungen. 369 
stoffatom sich abzulösen; meist erfolgt dies in merklichem Grade nicht 
früher, als bis mindestens die Hälfte der Molekeln nach dem Schema 
H!HA” zerfallen sind. Als Beispiel sei die Bernsteinsäure gegeben. 
Die Bezeichnungen sind dieselben wie S. 368. 
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81-64 
109.5 
+ 
/ 20$ 
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Für u ist der Wert 356 angenommen. Die Konstante K erweist 
sich völlig gleich über das ganze Gebiet von Verdünnungen, die sich 
wie 1:128 verhalten. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass so um- 
fassende Bestätigungen des Dissociationsgesetzes bei Gasen nie durch- 
geführt werden konnten. 
Sind die mehrbasischen Säuren stärker, so gilt die Dissociations- 
formel der einbasischen Säuren nicht mehr. In den Lösungen derselben 
sind dann Molekeln von der Formel H, HA” und A” vorhanden, welche 
untereinander ein ziemlich verwickeltes Gleichgewicht bilden, dessen 
Berechnung hier unterbleiben muss, Sehr starke zweibasische Säuren, 
deren Lösungen wesentlich nur 2H und A” enthalten, zeigen sich 
den sehr starken einbasischen ähnlich, indem ihre molekulare Leit- 
fähigkeit sich wenig mehr mit wechselnder Verdünnung ändert. Der 
Maximalwert derselben liegt annähernd doppelt so hoch, wie der der 
einbasischen . Säuren. 
Ähnliche Betrachtungen gelten für drei- und mehrbasische Säuren. 
Wendet man die gegenwärtig gewonnenen Gesichtspunkte auf die 
im vorigen Kapitel erörterten Thatsachen an, so lässt sich ein Ver- 
ständnis dafür, dass der Dissociationszustand oder die Anzahl der 
freien, reaktionsfähigen Ionen die Geschwindigkeit solcher Vorgänge, 
wie die Inversion des Zuckers, die Katalyse des Methylacetats oder 
die Zerlegung des Acetamids bestimmt, leicht gewinnen. In diesen 
Fällen befinden sich ausser dem aktiven elektrolytischen Stoff nur 
Nichtelektrolyte, oder wenigstens solche Stoffe, die nur in verschwin- 
dender Menge elektrolytisch zerfallen sind, in der Reaktionsflüssigkeit, 
und der aktive Stoff kann seine Wirkung frei entfalten. 
Anders aber werden die Verhältnisse, wenn gleichzeitig mehrere 
Elektrolyte in der Flüssigkeit zugegen sind. Man muss dann die 
Frage aufwerfen, ob der Dissociationszustand jedes Elektrolyts von 
dem des anderen unabhängig ist oder nicht. Einen Fall kann man 
allerdings sofort erledigen, den Fall nämlich, dass alle gleichzeitig in 
Ostwald, Grundriss.
	        
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