Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

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Stöchiometrie 
zeichnen, denn sie bestehen darin, daß eine vorhandene arbeitsfähige 
oder freie Energie sich ausgleicht, ohne entsprechende Arbeit zu leisten; 
sie geht vielmehr in letzter Instanz in Wärme über. Damit eine 
Energie verwandelbar ist, muß ein Unterschied ihrer Intensitätsgröße 
vorhanden sein; zwischen zwei Orten, wo solch ein Unterschied be- 
steht, tritt eine „Leitung“ der Energie ein, welche diesen Unterschied 
auszugleichen strebt. Dieser Vorgang erfolgt proportional dem Inten- 
sitätsunterschiede oder Gefälle, und. ist im übrigen in seinem Zeitver- 
laufe von bestimmten Konstanten abhängig, die teilweise eine Funktion 
der Natur des Materials sind, in dem der Vorgang erfolgt, teilweise 
durch die geometrische Gestalt des Leiters bedingt werden. 
Man stellt sich daher diese analogen Vorgänge unter dem Bilde 
eines besonderen Falles vor, und benutzt dazu gewöhnlich den einer 
strömenden Flüssigkeit. Doch hat man bei der Benutzung dieses 
Bildes darauf acht zu geben, daß die strömenden Dinge in den anderen 
Fällen nicht etwas der Bewegungsenergie ähnliches besitzen, und daß 
daher das Bild nur zutrifft, wenn man den Widerstand, den die strö- 
mende Flüssigkeit erfährt, so groß annimmt, daß die Geschwindigkeit 
relativ klein und die Bewegungsenergie verschwindend ist. 
Die Theorie dieser Erscheinungen ist im Falle der Wärmeleitung 
durch Fourier (1822) in sehr vollkommener Weise entwickelt worden. 
Hernach ist es dann nur nötig gewesen, die der Temperatur, Wärme- 
menge und Wärmeleitfähigkeit entsprechenden Größen in den anderen 
Gebieten aufzusuchen und in die Gleichungen sachgemäß einzusetzen, 
um die entsprechenden anderen Theorien zu’ haben. Dies ist durch 
Ohm (1827) für die Elektrizitätsleitung und durch Fick (1855) für 
die Diffusion geschehen. 
Dampfdrucke von Lösungen. Es ist eine allgemeine Erfahrung, 
daß der Dampfdruck von Flüssigkeiten, welche andere Stoffe gelöst 
enthalten, kleiner ist als der der reinen Flüssigkeit. Die Gesetze dieser 
Erscheinung sind, zunächst für die Lösungen nichtflüchtiger Stoffe, 
von Babo (1848) und Wüllner (1856) ermittelt worden. Sie besagen, 
daß die Verminderung des Dampfdruckes proportional der 
zugesetzten Menge des gelösten Stoffes ist, und daß bei 
einer und derselben Lösung die Verminderung bei jeder 
Temperatur denselben Bruchteil des Dampfdruckes der 
reinen Flüssigkeit beträgt. 
Bezeichnet man mit f den Dampfdruck des Lösungsmittels, mit f’ 
den der Lösung, und mit g den Gehalt der Lösung an gelöstem 
Stoffe, so gilt die Beziehung: 
f—f 
BO if 
wo r eine Konstante bedeutet, welche das Verhältnis —— oder die 
relative Dampfdrucksverminderung für den Gehalt Eins darstellt
	        
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