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Stöchiometrie
In der letzten Gleichung treten neben den Molargewichten des
Lösungsmittels und des gelösten Stoffes lauter unmittelbar meßbare
Größen auf. Ist daher das Molargewicht des Lösungsmittels im Dampf-
zustande bekannt, so kann man durch die Messung der relativen Dampf-
drucksverminderung, welche eine gewogene Menge eines unbekannten
Stoffes in einer gleichfalls gewogenen Menge des Lösungsmittels hervor-
ruft, dessen Molargewicht bestimmen.
Molargewichtsbestimmung. Angesichts der großen Bedeutung,
welche die Messung des Molargewichts neuer Stoffe für die Ermittelung
ihrer Konstitution und dadurch ihrer allgemeinen chemischen Verhält-
nisse hat, läßt sich die praktische Wichtigkeit dieser Formel begreifen.
Dehnt sie doch die Möglichkeit, Molargewichte zu bestimmen, von den
‘lüchtigen Stoffen auf alle löslichen aus. Wenn auch vor einem
halben Jahrhundert, wo die organische Chemie wesentlich mit der Er-
jorschung der meist leichtflüchtigen Verbindungen der Fettreihe zu tun
hatte, ein derartiges Hilfsmittel von geringerer Bedeutung gewesen sein
mochte, so war es doch zu der Zeit seiner Entdeckung, wo die For-
schung vorwiegend auf die im Dampfzustande vielfach unzugänglichen
hochmolekularen aromatischen und zyklischen Verbindungen überge-
zangen war, um so willkommener,
Formt man die oben gegebene Gleichung so um, daß sie unmittel-
bar das Molargewicht des gelösten Stoffes ersehen läßt, so hat man,
wenn man zur Abkürzung die relative Dampfdruckserniedrigung (f—f)/f
== @ Setzt: m = gM(1 — g)|9S.
Bei verdünnten Lösungen ist der Wert von @ sehr klein gegen-
über 1; man kann ihn daher im Zähler vernachlässigen und erhält
die einfachere Gleichung: m — MG,
welche zur Bestimmung von Molargewichten aus der Dampfdrucks-
verminderung allgemein angewendet wird.
Das experimentelle Verfahren zur Bestimmung von @ bestand an-
fangs in der Ermittelung der beiden Drucke f und f” nach der stati-
schen Methode. Wegen der Schwierigkeit und Unsicherheit solcher
Bestimmungen ist diese durch die dynamische ersetzt worden, deren
Anwendung allerdings dadurch erschwert war, daß die Bestimmung
der Siedetemperatur einer Lösung ganz besondere Vorsichtsmaßregeln
zu erfordern schien. Die hier vorhandenen Schwierigkeiten sind indessen,
namentlich durch die Arbeiten von Beckmann (seit 18809), über-
wunden worden und gegenwärtig macht eine Molargewichtsbestimmung
nach dieser Methode weit weniger Arbeit, als die Dampfdichtebestim-
mung eines niedrig siedenden Stoffes,
Siedeverfahren. Man bestimmt nach diesem Verfahren nicht die
Drucke, unter denen das Lösungsmittel und die Lösung den gleichen
Siedepunkt haben, sondern die Siedetemperaturen, die sie unter gleichem
Drucke, dem der Atmosphäre, zeigen. Kennt man die Beziehung
St
A
f
a
te
nm