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Stöchiometrie
jeder Vertikalreihe konstant und nimmt von Reihe zu Reihe um je eine
Einheit zu. Von der fünften Reihe ab nimmt sie eben so regelmäßig
ab, wenn man die Wasserstoffverbindungen als entscheidend ansieht;
die Chlor- und Sauerstoffverbindungen zeigen dagegen eine fort-
laufende Steigerung der Valenz. Daneben macht sich allerdings die
irüher erwähnte Zugehörigkeit einzelner Elemente zu verschiedenen
Reihen geltend. Mendelejew hat, wie erwähnt, zuerst diese Bezieh-
ıngen hervorgehoben.
Der vollständigen Durchführung der Valenztheorie haben sich, trotz
der großen Übereinstimmung zahlreicher Tatsachen namentlich in der
organischen Chemie, doch einige namhafte Schwierigkeiten in den Weg
gestellt. Vor allen Dingen ist der an die Spitze gestellte Satz, daß das
Verbindungsbestreben der Elementaratome stets durch die gleiche Zahl
von Äquivalenten befriedigt wird, nicht allgemein. Es gibt zahlreiche
Verbindungen, welche auf gleiche Mengen eines Elementes eine ver-
schiedene Zahl von Äquivalenten anderer Elemente aufweisen, wie z. B.
Kohlenoxyd CO und Kohlensäure CO,; Stickstoffoxydul N,O, Stick-
stoffoxyd NO, Salpetrigsäureanhydrid N,O, und Stickstoffhyperoxyd NO».
Es ist hervorzuheben, daß dies Körper sind, deren Gasdichte man kennt,
und über deren Molekulargröße daher kein Zweifel besteht.
Mit dieser Tatsache hat man sich auf zweierlei Weise abzufinden
gesucht. Man nahm trotz derselben die Lehre von der konstanten
Valenz als richtig an und nannte die Verbindungen eines Elementes, in
welchen die aus der Mehrzahl der überhaupt bekannten Verbindungen
gefolgerte Anzahl von Valenzen nicht befriedigt erschien, ungesättigte,
unter der Voraussetzung, daß es eben unter Umständen Verbindungen
geben kann, in welchen einzelne Valenzen untätig bleiben. Die Ur-
sache, warum das in einzelnen Fällen geschieht, und warum die Atome
nicht die prinzipiell stets mögliche Anordnung, daß alle Valenzen be-
iriedigt sind, einnehmen, blieb dabei unerledigt. Ferner wurden zur Er-
zlärung gewisser, verhältnismäßig selten vorkommender Verbindungs-
arten Haupt- und Nebenvalenzen unterschieden.
Andere Forscher nahmen wiederum an, daß die Valenz der Atome
wechseln könne, daß z. B. im Stickstoffoxyd NO der Stickstoff ebenso
wie der Sauerstoff zweiwertig sei. Auch diese Art und Weise, die tat-
sächlichen Verhältnisse auszudrücken, ist ebensowenig eine Erklärung
derselben, wie die Annahme von ungesättigten Valenzen. Trotzdem hat
der Streit zwischen den Anhängern der konstanten und der wechselnden
Valenz erbittert genug gewogt.
Es ist indessen noch eine Möglichkeit vorhanden, die tatsächliche
Verschiedenheit der Valenzwirkungen im Sinne der Atomhypothese zu
erklären. Wenn wir die Valenz als Folge einer Eigenschaft der Atome
auffassen, deren Wirkung durch die Verschiedenheit der Zustände des
Atoms, insbesondere der Bewegungszustände, modifiziert werden kann,
so ist es denkbar. daß. obwohl die Ursache der Valenz unveränderlich