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Stöchiometrie
gefaßt werden. In der Tat fallen die empirisch zusammengestellten
isomorphen Gruppen fast immer mit diesen Reihen zusammen, wie
ein Blick auf die Tabelle S. 173 ergibt.
Dabei ist indessen auf folgende Punkte acht zu geben. Die Elemente
mit dem niedrigsten Atomgewicht schließen sich im allgemeinen keiner
isomorphen Gruppe an; so stehen die ersten Elemente bis etwa zum
Fluor isoliert da. Vom Natrium ab beginnen die isomorphen Gruppen,
aber in der Art, daß vorwiegend die paaren und die unpaaren Gruppen
unter sich isomorph sind.
Neben diesen einfachen. Beziehungen sind noch weitere vorhanden,
deren Unregelmäßigkeit vielleicht nur in der Unvollkommenheit des
Deriodischen Systems liegt. So ist Blei mit der Gruppe Ca, Sr, Ba
isomorph, während Cadmium viel lockerere Beziehungen zu Zink und
Magnesium zeigt. Die außerhalb des Systems befindlichen Metalle der
Eisengruppe nebst Kupfer schließen sich in zweiwertigen Verbindungen
dem Magnesium und Zink, in den dreiwertigen, soweit sie solche bilden,
dem Aluminium an, usw. Überhaupt wird durch die verschiedene
Wertigkeit, die viele Elemente annehmen können, deren Zugehörigkeit
zu mehreren Gruppen bedingt. So ist das Mangan in seinen zwei-
wertigen Verbindungen dem Magnesium, in seinen dreiwertigen dem
Aluminium isomorph. Die Salze der Mangansäure schließen sich denen
der Schwefel- und Selensäure, die der Übermangansäure denen der
Überchlorsäure an, während das Hyperoxyd mit den nach gleicher
Formel zusammengesetzten Verbindungen des Titans, Zirkons, Zinns usw.
isomorph ist. Dies Element gehört demnach mindestens fünf ver-
schiedenen isomorphen Gruppen ab.
Für die hier in Betracht kommende Anwendung ist indessen diese
Mannigfaltigkeit ein großer Vorteil, da sie den gegenseitigen Anschluß
der verschiedenen Gruppen ermöglicht. Es hat sich dabei die Forde-
rung durchführen lassen, daß jedem Element nur ein Atomgewicht ge-
zeben zu werden braucht, mit welchem es in allen Gruppen richtig
erscheint. So läßt sich z. B. das Mangan stets mit demselben Atom-
gewicht Mn == 54:96 in jede der eben erwähnten fünf Gruppen ein-
ordnen, und die hierdurch für diese gefundenen Einheiten stehen nie
im Widerspruch mit anderen ähnlichen Beziehungen, die durch mehr-
wertige Elemente festgelegt werden.
Bestimmung aus dem Molargewicht. In einem gewissen Gegen-
satze zu den additiven Eigenschaften stehen die kolligativen. Wäh-
rend die ersteren mit der Stoffmenge eng verbunden sind, erweisen
sich die letzteren als unabhängig von ihr, insofern als je nach der
Natur des Stoffes sehr verschiedene Stoffmengen den gleichen R-Wert
im Gaszustande aufweisen können. Sie haben demgemäß zu einer ganz
anderen Begriffsreihe geführt, welche ihren Schwerpunkt im chemischen
Molekularbegriff als einer charakteristischen Stoffmenge für die
chemischen Beziehungen der Verwandtschaft und Analogie gefunden hat.