Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

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Stöchiometrie 
schließlich auf der Untersuchung der Dampfdichten beruhten, die Über- 
einstimmung der verschiedenen Methoden für die Auswahl der ge- 
eignetsten Verbindungsgewichte nachgewiesen hat. 
Andere kolligative Eigenschaften. Man sieht alsbald ein, daß man 
die Aufgabe der Bestimmung des Molargewichtes durch die Messung 
jeder kolligativen Eigenschaft lösen kann. Denn kolligative Eigenschaften 
sind definitionsgemäß solche, welche für äquimolare Mengen der ver- 
schiedenen Stoffe gleiche Werte annehmen. Bestimmt man also, wie- 
viel von dem Stoffe mit unbekanntem Molargewicht dazu gehört, um 
den gleichen Zahlenwert irgend einer kolligativen Eigenschaft zu er- 
geben, welchen eine bekannte Menge eines Stoffes von bekanntem 
Molargewicht ergibt, so müssen diese Mengen im Verhältnis der Mo- 
lekulargewichte stehen. 
Kolligative Eigenschaften sind außer bei Gasen hauptsächlich bei 
Lösungen beobachtet worden, und zur Bestimmung von Molargewichten 
zelöster Stoffe kann jede der S. 198 bis 210 erörterten kolligativen 
Kigenschaften dienen, also der osmotische Druck, die Erniedrigung des 
Dampfdruckes und die des Erstarrungspunktes. Von diesen Methoden 
sind die beiden letzten am besten entwickelt; eine Molargewichts- 
bestimmung durch Siedepunktserhöhung oder Gefrierpunktserniedrigung 
ist weit leichter und schneller auszuführen, als eine Dampfdichtebe- 
stimmung. 
Es erhebt sich hier die Frage, in welchem Verhältnis die nach den 
verschiedenen Methoden bestimmten Molargewichte stehen, insbesondere 
ob sie übereinstimmend ausfallen, Eine ziemlich umfassende Prüfung, 
welche seit Beckmann (1888) in dieser Richtung durchgeführt worden 
ist, ergab eine sehr weitgehende Übereinstimmung der Ergebnisse dieses 
Verfahrens mit den durch die Dampfdichten gewonnenen. In einzelnen 
Fällen, wo auch durch die Dampfdichte eine Neigung zur Bildung von 
Doppelmolekeln nachweisbar ist, z. B. bei der Essigsäure, ergab sich, 
daß verschiedene Lösungsmittel verschieden wirken. In Wasser gelöst 
ergibt die Essigsäure normales Molargewickt C,H,O,, in Benzol gelöst 
hat sie dagegen etwa die doppelte Formel. Das erste Lösungsmittel wirkt 
danach so auf die Essigsäure, wie eine hohe Temperatur oder ein 
kleiner Druck, das zweite umgekehrt. Auch für nicht flüchtige Stoffe, 
deren Molargröße bisher nur aus ihren chemischen Reaktionen ab- 
geleitet werden konnte, ergaben sich die aus den Gefrierpunktserniedri- 
gungen bestimmten Werte fast ausnahmlos übereinstimmend mit den 
aus chemischen Gründen abgeleiteten, so daß sich das Verfahren all- 
seitig bewährte. Zu bemerken ist noch, daß, wenn eine Neigung zu 
doppelten Molargewichten vorliegt, wie sie sich bei vielen Hydroxyl 
enthaltenden Verbindungen findet, dieselbe in Benzollösung viel leichter 
und ausgiebiger zur Geltung kommt, als wenn der Stoff in Wasser, 
Essigsäure oder Phenol aufgelöst wird. 
Die S. 102 u. ff. gegebenen theoretischen Betrachtungen führen also
	        
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