Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

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Stöchiometrie 
lich der Löslichkeit, des Wassergehaltes usw. verschieden. Solche Salze 
lassen sich nach dem gewöhnlichen Verfahren der getrennten teilweisen 
Kristallisation scheiden, und damit sind auch die Säuren trennbar. 
Das zweite Verfahren beruht darauf, daß unter gewissen Bedingungen 
der Temperatur, die allerdings von Fall zu Fall besonders zu ermitteln 
sind, aus Lösungen der racemischen Verbindungen die aktiven Bestand- 
teile derselben getrennt auskristallisieren. Während nun zwar alle phy- 
sikalischen Eigenschaften der Kristalle, wie Farbe, Dichte, Habitus, ganz 
übereinstimmend sind, erweisen sich meist die Kristallformen als sym- 
metrisch verschieden. Es erscheint nämlich, während alle Kristallwinkel 
übereinstimmen, die Anordnung gewisser Flächen symmetrisch entgegen- 
gesetzt, so daß sich die Kristalle wie Gegenstand und Spiegelbild, oder 
wie rechte und linke Hand verhalten. Ist eine solche Kristallisation 
erfolgt, so kann man durch Auslesen der rechten und linken Kristalle 
die beiden Formen trennen. 
Ein drittes Verfahren, nach welchem durch die Lebenstätigkeit von 
Pilzen oder Bakterien die eine von den beiden Formen schneller oder 
ausschließlich verzehrt wird, kommt wahrscheinlich auf das erste hinaus, 
da das Protoplasma der lebenden Wesen optisch aktiv ist, und sich 
somit bei der Assimilation den beiden Formen gegenüber verschieden 
verhalten muß, 
Die Tetraederhypothese, Zur Veranschaulichung des Zusammen- 
hanges zwischen Drehvermögen und dem asymmetrischen Kohlenstoff 
haben van ’t Hoff und Le Bel in ziemlich übereinstimmender Form 
eine Hypothese aufgestellt, welche eine sehr zweckmäßige und anschau- 
liche Darstellung gestattet. Sie nehmen an, daß die vier verschiedenen 
mit einem Kohlenstoffatom verbundenen Radikale an diesem geordnet 
sind, wie an den Ecken eines Tetraeders. So lange mindestens zwei 
Fig. 23 
Fig. 234 
gleiche Radikale vorhanden sind, lassen sich die vier nur auf eine 
Weise am Tetraeder ordnen, d. h. wie man sie auch ordnen mag, 
immer lassen sich zwei derartige Tetraeder durch einfache Drehung 
miteinander zur Deckung bringen. Erst wenn alle vier Radikale ver- 
schieden sind, gibt es zwei, und nur zwei Anordnungen, die sich nicht 
zur Deckung bringen lassen, sondern sich zueinander verhalten wie 
Gegenstand und Spiegelbild. Werden diese vier Radikale mit a. b
	        
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