Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

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Stöchiometrie 
Die Untersuchung solcher Fälle hat indessen auch hier anderes er- 
zeben. Das Ansteigen in der homologen Reihe bedingt nicht gleiche 
Änderungen des Drehvermögens, sondern dieses geht einen besonderen 
Gang, wenn man hinreichend viele Glieder der Reihe untersucht: es 
steigt erst in einer Richtung, erreicht einen höchsten Wert und nimmt 
dann wieder langsam ab. Als Beispiel seien Messungen von Frank- 
land über die Ester der Glycerinsäure angeführt: 
Molekulare Drehung 
Methylester der Glycerinsäure — 5.76 
Äthylester ,, ” — 12-31 
Propylester ,, # — 19-16 
n-Butylester „ x — 17-85 
Wenn nur kleinere Teile solcher Gruppen vorliegen, so scheint oft 
die Änderung der Drehung einsinnig zu verlaufen; das hierbei vermu- 
tete allgemeine Gesetz hat sich indessen nicht in einfacher Gestalt be- 
stätigen lassen. 
Viel einfachere Verhältnisse zeigen die Salze in verdünnter wässe- 
riger Lösung. Bei diesen wird die konstitutive Eigenschaft der mole- 
kularen Drehung rein additiv, so daß z. B. die Salze mit einer aktiven 
Säure und beliebigen inaktiven Basen alle das gleiche Drehvermögen 
haben. Die Erklärung dieses besonderen Verhaltens liegt darin, daß 
die Eigenschaften verdünnter Salzlösungen sich entsprechend der elek- 
trolytischen Dissoziation additiv aus denen der Ionen zusammensetzen 
(S. 214). Außer den aktiven Verbindungen des asymmetrischen Kohlen- 
stoffs sind noch solche des asymmetrischen Stickstoffs, Schwefels, Selens 
und Zinns hergestellt worden. Sie enthalten sämtlich kohlenstoffhaltige 
Radikale. 
Magnetische Drehung. Eine Gruppe von Erscheinungen, welche 
mit den vorbeschriebenen in einiger Beziehung stehen, ist die von 
Faraday (1846) entdeckte magnetische Drehung der Polarisa- 
tionsebene. Sie besteht darin, daß durchsichtige Körper, welche in 
ein magnetisches Feld, z. B. in das Innere einer von einem galvani- 
schen Strome durchflossenen Drahtspule gebracht werden, vorüber- 
gehend, nämlich so lange die magnetische Einwirkung dauert, die Fähig- 
keit zur Drehung der Polarisationsebene des Lichtes erhalten. Der 
Drehungswinkel ist proportional der Intensität des magnetischen Feldes, 
proportional der Länge der dem Einfluß ausgesetzten Schicht, und im 
übrigen von der Natur des Stoffes und der Temperatur abhängig. 
Die Untersuchung dieser Erscheinung wurde zunächst vom physi- 
kalischen Standpunkte ausgeführt. Chemische Gesichtspunkte brachte 
zuerst Perkin (1882) zur Geltung, dem wir fast alles verdanken, was 
nach dieser Richtung über den Gegenstand bekannt ist. 
Perkin nennt spezifische Rotation das Verhältnis der Drehungen, 
welche der fragliche Stoff einerseits und eine Wassersäule andererseits
	        
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