Drittes Buch. Chemische Thermodynamik
ZEHNTES KAPITEL
Thermochemie
A gemeine Energetik. In den vorangegangenen Betrachtungen sind
die Stoffe unter solchen Verhältnissen betrachtet worden, unter
denen sie ihre chemische Beschaffenheit nicht ändern. Gegenwärtig
sollen umgekehrt die Vorgänge untersucht werden, bei welchen sowohl
gegebene einzelne Stoffe sich in andere umwandeln, wie auch mehrere
Stoffe aufeinander wirken, um neue zu ergeben. Es sollen mit anderen
Worten die chemischen Vorgänge (im engeren Sinne) den Gegen-
stand der Betrachtung bilden *).
Wenn wir nach den allgemeinsten Kennzeichen der natürlichen Vor-
gänge fragen, so ergibt sich, daß alle mit zeitlichen und räumlichen
Änderungen der Energie verbunden sind. Ohne eine solche Ände-
rung verläuft kein Vorgang; wenn keine Änderung des Energiezustandes
stattfindet, so sind wir nicht imstande, überhaupt eine Änderung des
vorhandenen Zustandes zu behaupten.
Man wird also alle physikalisch-chemischen Vorgänge dadurch defi-
nieren können, daß man die dabei stattfindenden Energieänderungen
ihrer Art und ihrem Betrage nach angibt. Und zwar wird eine solche
Angabe nicht nur immer möglich, sondern sie wird auch erschöpfend
sein. Denn alle Kennzeichen, die wir für die verschiedenen Dinge der
Außenwelt besitzen, lassen sich gleichfalls auf deren Energieverhältnisse
zurückführen, da solche Kennzeichen notwendig in Vorgängen bestehen,
welche diese Dinge unmittelbar oder mittelbar in unseren Sinneswerk-
zeugen hervorrufen und letztere ausschließlich auf Zu- oder Abfuhr
von Energie reagieren. Somit sind die Energieverhältnisse tatsächlich
das Einzige, was wir von der Außenwelt wissen, und diese läßt sich
vollständig als ein Gebilde beschreiben, in welchem verschiedene Ener-
gien auf bestimmte Art im Raume und in der Zeit geordnet sind.
Unter den gleichen Gesichtspunkt fallen notwendig auch die Erschei-
nungen, mit denen sich die Chemie speziell beschäftigt. Es kann kein
1) Allerdings müssen bereits die Änderungen der Formart als chemische
Vorgänge (im weiteren Sinne) angesehen worden. Sie sind zusammen mit den
statischen spezifischen Eigenschaften oben behandelt worden, weil sie wesent-
lich praktische Bedeutung zur Kennzeichnung der einzelnen Stoffe haben. Be-
kanntlich dienen Siede- und Schmelzpunkte in erster Linie zur Kennzeichnung
und Unterscheidung, insbesondere bei organischen Verbindungen.
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