Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

Chermochemie 
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wiegende Mehrzahl.der Fälle dem Gesetz entspricht. Diese Ausnahmen 
stehen aber in einem regelmäßigen Zusammenhange mit den anderen 
Eigenschaften der Salzlösungen, insbesondere ihrem osmotischen Drucke 
und den davon abhängigen Größen, und man kann allgemein aussprechen, 
daß das Gesetz der Thermoneutralität dort gültig ist, wo durch den 
osmotischen Druck die vollständige Unabhängigkeit der vorhandenen 
Ionen voneinander angezeigt ist, indem der Wert i (S. 212) gleich der 
Anzahl der in der Formel des Salzes enthaltenen Ionen ist. In dem 
Maße, als i kleiner ist, als dieser Grenzwert, stellen sich auch die Ab- 
weichungen von dem Gesetz der Thermoneutralität ein. 
Nun haben die Beobachtungen über die Gefrierpunktserniedrigungen 
der Salzlösungen ergeben, daß die i-Werte dem theoretischen Grenz- 
wert um so näher kommen, oder mit anderen Worten das Salz um 
so vollständiger in seine Ionen zerfallen ist, je verdünnter die Lösung 
ist. Demgemäß stimmt auch das Gesetz der Thermoneutralität um so 
genauer, je verdünnter die Lösungen sind. 
Abweichungen treten auch bei verdünnten Lösungen in einzelnen 
Fällen ein; insbesondere die Halogenverbindungen des Cadmiums und 
des Quecksilbers weisen solche auf, desgleichen manche Cyan- und 
Rhodanverbindungen. Alle die Salze erweisen sich auch nach den anderen 
Methoden als nur wenig in ihre Ionen zerfallen. 
Die besonderen Verhältnisse der Säuren und Basen, die ja auch 
den Salzen zuzurechnen sind, werden weiter unten erörtert werden; 
sie kommen auf die gleichen Ursachen zurück. 
Abweichungen anderer Art treten ein, wenn sich ein Salz in fester 
Gestalt ausscheidet. Dann ist die Wärmewirkung die Summe einer 
etwaigen Wirkung im gelösten Zustande und der Ausscheidungswärme 
des gelöst gewesenen Salzes, die mit umgekehrtem Zeichen gleich der 
Lösungswärme ist. Folgen die gelösten Salze dem Gesetz der Thermo- 
neutralität (wovon man sich u. a. durch die Bestimmung der i-Werte 
überzeugen kann), so ist die gesamte beobachtete Wärme gleich der 
Fällungswärme zu setzen, und man hat hierin ein Mittel, die Lösungs- 
wärme auch solcher Salze zu messen, deren geringe Löslichkeit eine 
direkte Bestimmung nicht gestattet. 
Bei der Wechselwirkung von Säuren und Basen ist das Gesetz von 
der Thermoneutralität nie erfüllt; es findet vielmehr immer eine be- 
trächtliche Wärmeentwicklung statt. Untersucht man insbesondere 
solche Säuren und Basen, deren i-Werte auf einen nahezu vollständigen 
Zerfall in ihre Ionen schließen lassen, so findet man die Wärmeent- 
wicklung sehr hoch, nämlich gleich 57 kj; sie ist aber konstant, d. h. 
von der Natur der beiden Stoffe unabhängig. Dies ergibt sich aus 
der nachstehenden Übersicht:
	        
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