Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

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Die strahlende Energie 
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Außer dem Kennzeichen der bestimmten Fortpflanzungsgeschwindig- 
keit hat die strahlende Energie noch das bestimmter Perioden und 
Wellenlängen. Es ist möglich, eine jede Strahlung in eine begrenzte 
oder unbegrenzte Anzahl von Einzelstrahlungen zu zerlegen, von denen 
jede eine ganz bestimmte zeitliche Periode hat. Der Weg dieser Strah- 
lung wird dadurch in Schichten geteilt, in denen sich die gleiche Ver- 
schiedenheit immer wiederholt. Die Dicke dieser Schichten nennt man 
die Wellenlänge der betreffenden Strahlung und die Anzahl der Pe- 
rioden in einer Sekunde heißt ihre Schwingungszahl. Zwischen der 
Wellenlänge 1, der Schwingungszahl n und der Fortpflanzungsgeschwindig- 
keit c des Lichtes besteht die leichtverständliche Beziehung nl = c, 
d. h. die Anzahl der Schwingungen in der Sekunde, ihrer Länge nach 
zusammengelegt, ergibt die Strecke, um welche die Strahlung vor- 
geschritten ist. Die Wellenlängen einiger bekannter Lichtarten sind 
S. 255 angegeben worden. 
Beziehung zur chemischen Energie. Die Bedeutung der strah- 
lenden Energie für den Gegenstand dieses Werkes liegt in der wechsel- 
seitigen Umwandlung zwischen ihr und der chemischen Energie. 
Eine Betrachtung der von den lebenden Organismen verbrauchten wie 
der für technische Zwecke verwertbaren Energie zeigt, daß die che- 
mische Energie von allen in Betracht kommenden Arten die wichtigste 
ist. Die weitere Untersuchung der Herkunft dieser Energie ergibt, daß 
sie aus der Sonne stammt, von der sie in Gestalt von Strahlung auf 
die Erde gelangt. Hier geht sie zum größten Teile in Wärme, und 
mittelbar in mechanische Energie der meteorologischen Vorgänge über, 
die sich in bewegten Luft- und Wassermassen zur Geltung bringt. Ein 
zweiter, gegenwärtig wichtigerer Anteil der zugestrahlten Energie nimmt 
aber die Dauerform der chemischen Energie unter der Mitwirkung 
der Pflanzen an. 
Durch die Einwirkung der Sonnenstrahlen findet in den Pflanzen 
eine Reihe von chemischen Vorgängen statt, deren Einzelheiten uns 
größtenteils noch unbekannt sind, deren Endergebnis aber die Spaltung 
des Kohlendioxyds der Luft in Sauerstoff, welcher entweicht, und in 
kohlenstoffhaltige Verbindungen, namentlich Stärke, welche zurück- 
bleiben, ist. Da die Verbrennungswärme der Stärke zu Kohlensäure 
und Wasser 17:24 kj für jedes Gramm beträgt, so ist dieselbe Energie- 
menge erforderlich, um aus den der Pflanze zugänglichen Stoffen, 
Kohlendioxyd und Wasser, Stärke zu bilden. Diese Energie wird aus- 
schließlich als Strahlungsenergie von der Sonne geliefert, denn die 
Pflanzen vermögen nur im Sonnenlicht die Reduktion der Kohlensäure 
auszuführen. 
Man übersieht alsbald, wie dieser Vorgang die Energie in weit 
brauchbarerer. Form liefert, als die meteorologischen Vorgänge, und in 
der Tat ist der Anteil, welchen die letzteren im Betrieb von Wind- 
und Wassermühlen liefern. sehr klein. im Verhältnis zu dem, welcher
	        
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