Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

Die strahlende Energie 581 
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Um diese Spektren leuchtender Gase und Dämpfe zu erhalten, er- 
hitzt man diese auf passende Weise, und untersucht ihr Licht mittels 
sines Spektralapparates. Die einfachste Art der Erhitzung ist die in 
der fast lichtlosen Flamme eines Bunsenbrenners, in die man die Stoffe 
bringt, welche durch Verdampfung oder Umsetzung die gewünschten 
Gase liefern. Indessen ist die Temperatur dieser Flamme nicht so 
hoch, daß darin alle Gase zum Leuchten kommen. Um höhere Tem- 
peraturen zu erzielen, bedient man sich der elektrischen Entladung. 
Man läßt einen Lichtbogen zwischen zwei Kohlepolen zustande kommen, 
und bringt an die positive Kohle, welche die heißere ist, die zu ver- 
dampfenden Stoffe. Dies geschieht am einfachsten, indem man diese 
Kohle in Gestalt einer Röhre anwendet, deren Höhlung mit dem Stoffe 
ausgefüllt ist; auch kann man, wenn es sich nur um kurze Dauer han- 
delt, den Stoff in die kraterförmige Vertiefung bringen, die sich an der 
positiven Kohle ausbildet. 
Noch höhere Temperaturen entstehen, wenn man die elektrischen 
Funken zwischen Elektroden überspringen läßt, welche aus den be- 
treffenden Stoffen bestehen, oder sie enthalten. Sind die Stoffe bei 
gewöhnlicher Temperatur bereits gasförmig, so umgibt man die KElek- 
troden mit dem Gase. 
In allen diesen Fällen erhält man neben dem Spektrum des zu 
untersuchenden Stoffes das aller anderen anwesenden Stoffe, Man muß 
daher eine Untersuchung über letztere vorangehen lassen, um die Zu- 
gehörigkeit der verschiedenen Linien zu kennen. Hierbei treten oft 
große Schwierigkeiten auf, indem Verunreinigungen, die in sehr ge- 
ringen Mengen vorhanden sind, zuweilen sehr starke Spektralerschei- 
nungen geben, ohne daß man ihre Anwesenheit auf anderem Wege 
gewahr geworden ist. 
Eigenschaften der Spektren. Die allgemeinen Gesetze, welche 
für die Spektra der verschiedenen Stoffe bisher gefunden worden sind, 
lassen sich folgendermaßen zusammenfassen. 
Ein bestimmtes Spektrum gehört immer einem bestimm- 
ten Stoffe an, nie haben verschiedene Stoffe gleiche Spek- 
tren. 
Das Umgekehrte läßt sich anscheinend nicht aussprechen, denn es 
sind zahlreiche Fälle nachgewiesen worden, in denen derselbe Stoff 
verschiedene Spektren zeigt. Früher hat man diese Unterschiede so 
aufzufassen versucht, daß die verschiedenen Spektren besonderen Mole- 
kularzuständen der Stoffe angehörten. Indessen ist eine solche Auffas- 
sung nicht durchzuführen, denn mehrere Stoffe, die man nur in einem 
Zustande kennt, geben verschiedene Spektren. Das auffälligste Beispiel 
ist das Argon, das nach den gegenwärtigen Kenntnissen als ein ein- 
atomiges Gas aufgefaßt werden muß, überhaupt keine bekannten Ver- 
bindungen bildet, und das dennoch mindestens drei wesentlich ver- 
schiedene Spektren zeigt.
	        
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