Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

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Photochemie 
Ein Beispiel für diese Verhältnisse bieten die Abkömmlinge des 
Fluoresceins. Dieses hat einen Absorptionsstreifen im Blau und sieht 
deshalb (in der Durchsicht) gelb aus. Durch den Eintritt von Chlor, 
Brom oder Jod verschiebt sich der Streifen nach dem Grünen zu, und 
zwar in der angegebenen Reihenfolge stärker. Der Stoff erscheint da- 
durch rot, und zwar um so mehr purpurrot, je weiter der Streifen 
nach den langen Wellen vorrückt. Dieser Einfluß der Halogene ist 
wieder verschieden, je nachdem die Substitution im Phtalsäurerest oder 
im Resorzinrest erfolgt; im ersten Falle ist er kleiner. 
Ferner geht der im Grünen liegende Absorptionsstreifen des Ros- 
anilins nach dem Orange und Gelb weiter, wenn man Methyl oder 
Phenyl einführt, und die entsprechenden Abkömmlinge des Rosanilins 
sind violett und blau gefärbt. 
Farbe der Ionen. Nur in einem Falle Jäßt sich trotz erheblicher 
Änderungen eines Bestandteils gar keine Änderung in der Farbe nach- 
weisen: bei den verdünnten Lösungen der Salze. Eine dahin gerichtete 
Untersuchung (Ostwald 1892) hat gezeigt, daß z. B. die fünf recht 
scharfen Absorptionsstreifen in den Lösungen der Permanganate ganz 
dieselbe Stelle behalten, welches Salz der Übermangansäure man auch 
untersuchen mag, Die Erklärung hierfür liegt wieder in der unab- 
hängigen Existenz der Ionen, welche in der Unabhängigkeit ihrer 
Eigenschaften von denen der anderen Ionen zum Ausdrucke kommt. 
Bei der großen Empfindlichkeit der Lichtabsorption gegen konstitutive 
Einflüsse ist dieser Nachweis ein guter Beleg für die Lehre von der 
ınabhängigen Existenz der Ionen. 
Die nicht ionisierten Salze haben oft eine andere Farbe, als ihre 
[onen. So ist Kupferchlorid im wasserfreien Zustande gelbbraun, Kupfer- 
dromid schwarzviolett, während beide in verdünnter Lösung die grün- 
olaue Farbe des Kupferions zeigen. Indessen muß beachtet werden, 
daß zwar im allgemeinen eine Verschiedenheit in beiden Fällen zu 
erwarten ist, daß sie aber nicht notwendig vorhanden zu sein braucht. 
In den komplexen Salzen des dreiwertigen Chroms haben wir Ver- 
bindungen, welche trotz konstitutiver Verschiedenheiten der Zusammen- 
setzung doch im großen und ganzen die gleiche Absorption zeigen. 
Welches die konstitutiven Umstände sind, unter denen eine solche ge- 
ringe Beeinflussung der Lichtabsorption eintritt, ist noch nicht aus- 
zemacht. 
Elektromagnetische Wellen. Das Gebiet der Absorptionserschei- 
nungen hat sich in neuerer Zeit sehr dadurch ausgedehnt, daß auch 
die elektromagnetische Strahlung einbezogen werden muß. 
Wenn elektrische Schwingungen in einem Leiter erfolgen, so tritt 
aus diesem Energie in den umgebenden Raum, welche dieselben Eigen- 
schaften, insbesondere dieselbe Verbreitungsgeschwindigkeit besitzt, wie 
die gewöhnlich Licht genannte strahlende Energie. Trifft diese Strah- 
lung auf elektrische Leiter, so wird sie aufgenommen. indem wieder
	        
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