Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

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Chotochemie 
verschiedene Temperaturen an, die sich aus dem Verhältnis der Ab- 
sorption der empfangenen Strahlen zur Emission bei den entstandenen 
Temperaturen!) ergeben. Demgemäß werden sie sich auch gegen- 
einander nicht mehr so verhalten können, wie vorher im Dunkeln, 
sondern nehmen neue gegenseitige Beziehungen an. 
Die photochemischen Gesetze. Von den sehr vielen photoche- 
mischen Vorgängen sind nur wenige quantitativ untersucht worden. 
Am eingehendsten ist dies mit einer von Berthollet entdeckten Re- 
aktion geschehen, die in der Verbindung des Chlorknallgases, d. h. 
eine Lösung aus gleichen Volumen Chlor und Wasserstoff im Lichte 
besteht. Beide vereinigen sich unter dem Einflusse der Strahlung zu 
Chlorwasserstoff. Läßt man starkes Licht auf eine größere Menge des 
Gases wirken, so geschieht die Vereinigung nach einigen Augenblicken 
unter Explosion; mäßigt man aber das Licht, so findet die Bildung 
des Chlorwasserstoffs in regelmäßiger und langsamer Weise statt. Die 
letzteren Umstände sind es, unter denen man die Erscheinung zu 
messenden Versuchen benutzen kann. 
Chlor und Wasserstoff verbinden sich auch im Dunkeln, wenn man 
ihre Temperatur genügend steigert, und zwar genügt die Steigerung an 
einer kleinen Stelle, z. B. durch einen elektrischen Funken dazu, um 
sine beliebig große Menge des Gases zur Explosion zu bringen. Dies 
rührt daher, daß durch den Vorgang selbst eine große Menge Wärme 
entwickelt wird. Durch diese wird die Temperatur. in der Umgebung 
der Stelle, wo die erste Verbindung stattfand, soweit gesteigert, daß auch 
dort die schnelle Verbindung eintritt, und so setzt sich der Vorgang über 
die ganze Masse fort. Die gleiche Überlegung gilt für die Verbindung 
unter der Wirkung des Lichtes. Wird die erzeugte Wärme so langsam 
abgeführt, daß sich die Temperatur der schnellen Reaktion herstellt, 
so tritt die explosive Verbindung ein. Belichtet man dagegen unter 
Bedingungen, durch welche diese Temperatursteigerung vermieden wird 
(am besten unter solchen, daß eine merkliche Steigerung überhaupt 
nicht stattfindet), so geht die Verbindung in stetiger und meßbarer 
Weise vor sich. 
Die Messung der chemischen Wirkung des Lichtes auf Chlorknall- 
gas beruht nun auf dem Umstande, daß der gebildete Chlorwasserstoff 
augenblicklich von Wasser aufgenommen wird, während die Absorption 
der Bestandteile gering ist. Man belichtet daher Chlorknallgas in Be- 
rührung mit Wasser (das mit Chlor und Wasserstoff unter den Um- 
ständen des Versuches gesättigt ist) in einem Apparate, der die Messung 
der Volumverminderung gestattet, und hat in letzterer ein Maß für den 
Betrag der verbundenen Gase. 
') Man darf nicht etwa hier das Kirchhoffsche Gesetz (S. 577) anwenden 
wollen; hier handelt es sich nicht um ein Gleichgewicht gegenseitiger 
Strahlung, für welche dieses Gesetz gilt, sondern um die Wirkung einer un- 
abhängigen äußeren Strahlungsquelle.
	        
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