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Photochemie
ausgeführt worden sind, haben daher keine allgemeine Bedeutung, son-
dern sie geben nur die zeitlichen und örtlichen Mannigfaltigkeiten in
der Stärke der Strahlenarten wieder, welche auf das benutzte Aktino-
meter von besonders großer Wirkung sind.
Über den Zusammenhang der photochemischen Empfindlichkeit mit
der chemischen Natur der Stoffe hat sich allgemeines noch nicht er-
mitteln lassen. Da das chemische Absorptionsgebiet notwendig inner-
halb des optischen liegen muß, so wird man vorwiegend unter den
gefärbten Stoffen die für die sichtbaren Strahlen empfindlichen zu suchen
haben. Doch genügen sehr geringe Grade der Färbung, um sehr be-
deutende Lichtempfindlichkeit zu ermöglichen, wie sich an dem Bei-
spiele der fast weißen Halogenverbindungen des Silbers ersehen läßt.
Im übrigen scheinen namentlich Oxydations- und Reduktions-
verhältnisse durch die strahlende Energie beeinflußt zu werden. Da-
her sind fast alle Salze der Metalle, die Ionen von mehrfacher Wertig-
geit bilden können, lichtempfindlich. Dies tritt besonders deutlich
zutage, wenn gleichzeitig Stoffe zugegen sind. die eine Reduktion, bzw.
Oxydation erfahren können.
Die Photographie. Die Methode, mittels deren Daguerre zuerst
wirkliche Photogramme zuwege brachte, bestand darin, daß er eine
Silberplatte (oder eine mit Silber überzogene Kupferplatte) den Dämpfen
des Jods aussetzte, und alsdann das Bild der Camera obscura auf die
Platte wirken ließ. Nach erfolgter Einwirkung (die nur wenige Sekunden
erfordert) wird die Platte, auf welcher kein Bild sichtbar ist, den
Dämpfen von schwach erwärmtem Quecksilber ausgesetzt. Diese ver-
dichten sich an der Platte, und zwar um SO reichlicher, je stärker das
Licht an der betreffenden Stelle eingewirkt hat. Betrachtet man die
Platte so, daß die blanken Stellen wenig Licht in das Auge reflektieren,
so. erscheinen die Stellen, an denen ein Niederschlag von Quecksilber-
iröpfchen erzeugt ist, heller als der Grund, und zwar um so heller, je
reichlicher der Niederschlag ist.
Die Theorie dieses Vorganges beruht zunächst auf der Tatsache,
daß sich Dämpfe an rauhen Stellen im allgemeinen leichter ansetzen,
als an glatten. Wo das Licht auf das Jodsilber eingewirkt hat, ist
letzteres teilweise zerlegt worden und dadurch hat sich an den ent-
sprechenden Stellen ein besserer Boden für die Anlagerung von Queck-
silbertröpfchen gebildet. Dazu kommt vielleicht noch der Umstand,
daß das ausgeschiedene Silber mehr Verwandtschaft zum Quecksilber
nat, und daher dasselbe reichlicher verdichtet, als das unzerlegte Jod-
silber, Überhaupt ist durch die Forschungen, welche sich an das Be-
kanntwerden der Daguerreschen Methode knüpften, erwiesen worden,
daß mit der geringsten örtlichen Änderung in der Oberflächenbeschaffen-
heit einer polierten Schicht sich die Art, wie Dämpfe sich an derselben
verdichten, in auffälligster Weise ändert. Es ist dies eine Folge des
Rinflusses fremder Stoffe auf die metastabile Grenze