598
Photochemie
freiwillige Verschwinden hinzu, so daß die Verhältnisse sich noch mehr
vom Ohmschen Gesetz entfernen.
Dagegen stellt sich bei konstanter Ionisationsursache und stärkerer
Spannung ein anderer Grenzzustand heraus, der dadurch gekenn-
zeichnet ist, daß die Stromstärke von der Spannung unabhängig
wird. Sie ist dann eben nur von der Ausgiebigkeit der Ionenquelle
abhängig, indem unter allen Umständen nicht mehr Elektrizität trans-
portiert werden kann, als in Gestalt von Ionen in der Zeiteinheit
transportfähig wird.
Diese Tatsachen und ihre Deutung sind insbesondere von ].]. Thomson
und seinen Schülern (seit 1894) entwickelt worden, dem wir die wesent-
lichsten Aufklärungen über den vorliegenden Gegenstand verdanken.
Eigenschaften der Gasionen, Diese Gasionen lassen im übrigen
nichts von den Eigenschaften der Atome oder Molekeln der Gase er-
kennen, innerhalb deren sie entstanden sind und mit denen man sie
identifizieren möchte. Aus ihrer Leitungsfähigkeit unter verschiedenen,
meßbaren Bedingungen hat man Schlüsse auf ihre Wanderungsgeschwindig-
keit gezogen und diese rund zehnmal so groß, wie bei den Ionen der
Elektrolyte gefunden. Zwischen den in verschiedenen Gasen erzeugten
Ionen haben sich aber keine wesentlichen Unterschiede herausgestellt,
die etwa mit dem Molargewicht der Gase in einer näheren Beziehung
gestanden hätten. Einen viel größeren Unterschied machte es, ob das
Gas während der Ionisierung feucht oder trocken war. Nur die im
Wasserstoffgase entstehenden Ionen verhalten sich anders, indem sie
eine mehrfach größere Geschwindigkeit haben, als die der anderen
Gase. Es ist hieraus zu schließen, daß entweder die gewöhnlichen
Ionen der Gase aus irgend einer überall vorhandenen Verunreinigung
{z. B. Sauerstoff) entstehen, von der wegen der äußerst geringen Menge
der Ionen ein weit unterhalb der analytischen Grenze liegender Anteil
genügen würde, um den Bedarf zu decken, oder daß irgend ein aus-
gleichender Faktor wirksam ist, falls die Ionen tatsächlich aus der
Substanz der verschiedenen Gase gebildet werden.
Ein etwas deutlicherer Unterschied ist zwischen den positiven und
negativen Ionen vorhanden, indem letztere schneller wandern, und
zwar ist der Unterschied für feuchte Gase geringer, als für trockene.
Vergleicht man die Diffusionsgeschwindigkeit der Ionen, unabhängig
von elektrischen Kräften, so ergibt sie sich erheblich kleiner, als die
der Molekeln der Gase, aus denen sie entstanden sind. Es handelt
sich also hiernach um größere Massen. Es ist die Vermutung aus-
gesprochen worden, daß die Ionen aus elektrischen Kernen bestehen,
um welche sich die ungeladenen Molekeln des (jases wie Staub kon-
densieren.
Während also hiernach die Gasionen mechanisch eine ganz andere
Beschaffenheit zu erkennen geben, als die kinetische Theorie sie für
die Molekeln eines Gases fordert, haben sich ihre elektrischen Ver-