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Photochemie
die Kathodenströme abgelenkt, und indem man sie derartigen ge-
messenen Einwirkungen unterwirft, kann man ihre Geschwindigkeit und
das Verhältnis zwischen ihrer Ladung und ihrer Masse bestimmen.
Die Geschwindigkeit ergibt sich sehr groß; sie beträgt bei gewöhn-
lichen Kathodenströmen rund 3 >< 107%, ist also nur zehnmal kleiner,
als die Lichtgeschwindigkeit. Indem man diese Ströme durch ein
Fenster aus dünnem Aluminium aus der Entladungsröhre treten läßt
(Lenard 1898), siebt man die langsameren ab, und behält noch ge-
schwindere übrig, die bis 8 > 1079? haben.
Da man mit Elektronen Messungen über Diffusion oder Reibung
nicht wohl anstellen kann, ist man auf andere Mittel zur Bestimmung
der Masse oder Ladung des einzelnen Elektrons angewiesen. Diese
ergaben sich durch eine besondere Eigenschaft aller Gasionen, nämlich
ihre Fähigkeit, als Verdichtungskeime in übersättigten Dämpfen zu
wirken. Hierdurch konnte man die an einem einzelnen Elektron haf-
tende elektrische Ladung ermitteln. Andererseits läßt sich aus der Ab-
lenkung, welche die bewegten Elektronen oder Kathodenströme durch
elektrische und magnetische Felder erfahren, das Verhältnis e/m zwischen
der Ladung und der Masse eines Elektrons bestimmen. Letztere Ver-
suche, die in sehr mannigfaltiger Weise ausgeführt worden sind, er-
gaben ziemlich übereinstimmend nach verschiedenen Methoden rund 10-7,
wenn die Elektrizitätsmenge in elektromagnetischen cm-g-sec.-Einheiten
ausgedrückt wird, und 1075, wenn sie in Coulomb gemessen wird; die
Masse ist natürlich in g gemessen. Der genaueste Wert ist anscheinend
1:86 >< 1078 Coulomb/g. Hieraus läßt sich die Masse m bestimmen,
nachdem e gemessen ist.
Positive Elektronen konnten bisher nicht beobachtet werden. Als
ähnliche Messungen, wie die eben angegebenen, die mit positiven Gas-
ionen ausgeführt wurden, ergab sich e/m = 400 in elektrostatischen
Einheiten, also eine 25000 mal kleinere Zahl. Da beide die gleiche
Ladung führen, so beruht dies auf der Verschiedenheit der Massen;
die Masse positiver Gasionen ist also rund 25000 mal größer, als die
der negativen Elektronen.
Keimwirkung der Ionen. Aus den Darlegungen S. 77 geht her-
vor, daß ein übersättigter Dampf im allgemeinen nicht von sich aus
in Flüssigkeit übergehen wird, um so weniger, je weniger er von dem
Gleichgewichts- oder Sättigungspunkt entfernt ist. Sind aber im Dampf
Wassertropfen vorhanden, so ist eine Übersättigung nicht möglich.
Ebenso wie Wassertropfen wirken andere flüssige oder feste Körper,
die sich mit Wasser benetzen oder dieses auf sich verdichten.
Nimmt man hierzu die Tatsache, daß infolge der Oberflächen-
spannung der Dampfdruck eines Tröpfchens um so größer wird, je
kleiner sein Radius ist, so folgt, daß kleine Tröpfchen mit einem
Dampfe im Gleichgewicht sind, der gegen ebene Oberflächen um so
weiter übersättigt ist, je kleiner der Radius der Tröpfchen ist. Haben