DAS GESETZ VON GAY-LUSSAC 175
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Überlegt man nun, daß die Gase sich dem Gewichte nach im Verhältnis
ihrer Verbindungsgewichte oder deren Multiplen, dem Volum nach aber
zu gleichen oder multiplen Volumen verbinden, so folgt, daß die Ge-
wichte gleicher Volume der Gase sich wie ihre Verbindungs-
gewichte oder deren Multiple verhalten müssen.
Es liegt daher der Gedanke nahe, die Verbindungsgewichte so zu wählen,
daß die rationalen Faktoren derselben mit denen der Volume bei chemischen
Verbindungen übereinstimmend werden. Dann würden sich die Dichten
der verschiedenen Gase wie ihre Verbindungsgewichte verhalten.
Indessen zeigt sich dieser einfachen Annahme gegenüber eine Schwierig-
keit, welche sie undurchführbar macht. Wenn Chlor und Wasserstoff sich
zu Chlorwasserstoff verbinden, so bleibt das Volum unverändert, d.h.
ein Liter Chlor und ein Liter Wasserstoff geben zwei Liter Chlorwasserstoff,
Nehmen wir solche Volume der beiden gasförmigen Elemente, daß jedes
ein Verbindungsgewicht enthält, so wäre in den entstandenen zwei Volumen
Chlorwasserstoff doch auch nur ein Verbindungsgewicht Chlorwasserstoff
enthalten, d. h. in dem gleichen Volum nur ein halbes Verbindungsgewicht.
Dies widerspricht aber der Begriffsbestimmung, daß das Verbindungs-
gewicht eines zusammengesetzten Stoffes gleich der Summe der Verbin-
dungsgewichte seiner Elemente sein soll.
Bei Wasser ist eine ähnliche Schwierigkeit vorhanden. Es treten zwei
Volume Wasserstoff mit einem Volum Sauerstoff zu zwei Volumen Wasser-
dampf zusammen. Dies wäre im Sinne der versuchten Auffassung so zu
deuten, daß ein Verbindungsgewicht Sauerstoff mit zwei Verbindungs-
gewichten Wasserstoff Wasser bildet; da dies aber den doppelten Raum
des. Sauerstoffs einnimmt, so wäre in dem einfachen Raume nur ein halbes
Verbindungsgewicht Wasser enthalten, wieder im. Widerspruch :mit dem
allgemeinen Satze über das Verbindungsgewicht der zusammengesetzten
Stoffe.
Noch schlimmer ist der Fall des Phosphorwasserstoffs. Hier verbindet
sich ein Volum Phosphordampf mit sechs Volumen Wasserstoff, und es
entstehen vier Volume Phosphorwasserstoff. Hier müßte also das Ver-
dindungsgewicht des Phosphorwasserstoffs nur ein Viertel von der Summe
der Bestandteile sein..
Wir kommen somit zu dem Schlusse, daß eine einfache Proportionalität
zwischen Gasdichte und Verbindungsgewicht nicht durchführbar ist, falls
man nicht Bruchteile von Verbindungsgewichten einführen will, was ebenso
vom rein stöchiometrischen Standpunkte (S. 126) wie von dem der Atom-
hypothese nicht zulässig ist. Man muß zwischen beiden noch Faktoren
annehmen, die von Fall zu Fall verschieden sein können, und von. denen
man auf Grund des Gesetzes von Gay-Lussac nur sagen kann, daß sie
’ationale Zahlen sein müssen. ;
Molargewichte. Man kann nun sich die Aufgabe stellen, die kleinsten
Werte ganzer rationaler Faktoren aufzusuchen, welche eine widerspruchs-
{reie Darstellung des Zusammenhanges gestatten. Benutzen wir den Namen