Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

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DIE VERDÜNNTEN LÖSUNGEN 
107 
Ist daher G das Gewicht des Lösungsmittels, g das des gelösten Stoffes, 
und sind M und m die entsprechenden Molargewichte, so sind G/M= N 
und g/m = n die relativen Molenmengen. Stellen ferner, wie oben, f und £f’ 
den Dampfdruck des reinen Lösungsmittels und den der Lösung dar, so gilt 
nach allem die Beziehung: 
f‘ N 
f£ N+mm 
welche man umformen kann in: 
f—t nn 
A v— N En 
Die relative Dampfdrucksverminderung jeder Lösung ist gleich 
dem Verhältnis zwischen der Zahl der Mole des gelösten Stof- 
fes und der Gesamtzahl der in der Flüssigkeit enthaltenen 
Mole. 
Mit Benutzung der Beziehungen G/M= N und g/m = n haben wir 
schließlich: 
(£— 1’)/£ = gM /(gM + Gm). 
Die vorstehenden Sätze sind meist von F. M. Raoult (1887) entdeckt 
worden. 
In der letzten Gleichung treten neben den Molargewichten des Lösungs- 
mittels und des gelösten Stoffes lauter unmittelbar meßbare Größen auf. 
Ist daher das Molargewicht des Lösungsmittels im Dampfzustande bekannt, 
so kann man durch die Messung der relativen Dampfdrucksverminderung, 
welche eine gewogene Menge eines unbekannten Stoffes in einer gleichfalls 
gewogenen Menge des Lösungsmittels hervorruft, dessen Molargewicht be- 
stimmen. 
Molargewichtsbestimmung. Angesichts der großen Bedeutung, welche 
die Messung des Molargewichts neuer Stoffe für die Ermittelung ihrer Kon- 
stitution und dadurch ihrer allgemeinen chemischen Verhältnisse hat, läßt 
sich die praktische Wichtigkeit dieser Formel begreifen. Dehnt sie doch die 
Möglichkeit, Molargewichte zu bestimmen, von den flüchtigen Stoffen 
auf alle löslichen aus. Wenn auch vor einem halben Jahrhundert, wo 
die organische Chemie wesentlich mit der Erforschung der meist leicht- 
flüchtigen Verbindungen der Fettreihe zu tun hatte, ein derartiges Hilfs- 
mittel von geringerer Bedeutung gewesen sein mochte, so war es doch zu 
der Zeit seiner Entdeckung, wo die Forschung vorwiegend auf die im Dampf- 
zustande vielfach unzugänglichen hochmelokularen aromatischen und zykli- 
schen Verbindungen übergegangen war, um So willkommener. 
Formt man die oben gegebene Gleichung so um, daß sie unmittelbar das 
Molargewicht des gelösten Stoffes ersehen läßt, so hat man, wenn man zur 
Abkürzung die relative Dampfdruckserniedrigung (f— f’)/f= @ setzt: 
m = gM (1 — 0)/06G.
	        
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