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STÖCHIOMETRIE
Bei verdünnten Lösungen ist der Wert von © sehr klein gegenüber I;
man kann ihn daher im Zähler vernachlässigen und erhält die einfachere
Gleichung: ; = aM/OG,
welche zur Bestimmung von Molargewichten aus der Dampfdrucksverminde-
zung allgemein angewendet wird.
Das experimentelle Verfahren zur Bestimmung von ® bestand anfangs
in der Ermittelung der beiden Drucke f und f’ nach der statischen Methode.
Wegen der Schwierigkeit und Unsicherheit solcher Bestimmungen ist diese
durch die dynamische ersetzt worden, deren Anwendung allerdings dadurch
erschwert war, daß die Bestimmung der Siedetemperatur einer Lösung
ganz besondere Vorsichtsmaßregeln zu erfordern schien. Die hier vorhandenen
Schwierigkeiten sind indessen, namentlich durch die Arbeiten von Beck-
mann (seit 1889), überwunden worden und gegenwärtig macht eine Molar-
gewichtsbestimmung nach dieser Methode weit weniger Arbeit, als die Dampf-
dichtebestimmung eines niedrig siedenden Stoffes.
Siedeverfahren. Man bestimmt nach diesem Verfahren nicht die Drucke,
anter denen das Lösungsmittel und die Lösung den gleichen Siedepunkt
naben, sondern die Siedetemperaturen, die sie unter gleichem Drucke, dem
der Atmosphäre, zeigen. Kennt man die Beziehung zwischen Druck und
Temperatur bei dem reinen Lösungsmittel, so kann man den Druck er-
fahren, den es bei der Siedetemperatur der Lösung haben würde, und damit
hat man die zur Ermittlung der relativen Dampfdrucksverminderung er-
forderlichen Daten.
Es sei Fig. 25 1 die Dampfdrucklinie des reinen Lösungsmittels, ss die
der Lösung, so ist f= ac und f’= ab; die relative Dampfdruckverminde-
rung ist daher o = bc/ac. Die Tempe-
ratur, bei welcher die Lösung unter dem-
selben Druck siedet, wie das Lösungs-
mittel, findet man, wenn man die Linie
konstanten Druckes cd zieht. Die Siede-
temperatur der Lösung ist notwendig
höher, als die des Lösungsmittels, wenn
der Dampfdruck durch die Auflösung des
fremden Stoffes vermindert wird, und
Jiese Erhöhung ist durch cd dargestellt.
Kennt man nun das Verhältnis bc : cd,
welches gleich dem Verhältnis der Dampf-
drucksverminderung zur Siedepunktserhö-
hung in derselben Lösung ist, so kann man
auch die Bestimmung der letzteren zur
Ermittlung des Molargewichts verwerten.
Sei s die Siedepunktserhöhung und d die (absolute, nicht die relative) Dampf-
drucksverminderung und das Verhältnis zwischen beiden d/s = r, so ist
die relative Dampfdrucksverminderung © = rs/f, und damit geht die Glei-
1.