DIE CHEMISCHE KONSTITUTION 225
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Bisher hat sich die Möglichkeit der Erweiterung immer noch innerhalb
der Hypothese beschaffen lassen, doch es ist nicht wahrscheinlich, daß dies
immer so sein wird,
Tautomerie. Eine andere notwendige Entwicklung der Strukturchemie
hat sich ohne wesentliche Änderung durch die angemessene Verwendung
der auf anderen Gebieten gewonnenen Erkenntnisse bewerkstelligen lassen.
Von Laar (1885) ist auf eine Anzahl von Fällen hingewiesen worden, wo
Stoffe sich so verhielten, als wären sie nach verschiedenen Strukturformeln
konstituiert. Er nannte solche Stoffe tautomer, und in neuerer Zeit ist
eine große Anzahl von ihnen (die auch desmotrop genannt worden sind)
beschrieben worden. Dabei hat sich herausgestellt, daß es sich um Stoffe
handelt, welche sich sehr leicht und schnell in Isomere von anderer Kon-
stitution umlagern. Im festen Zustande kann von diesen Formen immer
nur eine vorhanden sein (außer wenn die beiden Formen Mischkristalle
bilden, was zwar nicht beobachtet, aber auch nicht ausgeschlossen ist); im
flüssigen Zustande werden aber, wie dies die Theorie der chemischen Gleich-
gewichte verlangt, immer Lösungen der mehreren möglichen Formen vor-
liegen. Da nun die Stoffe, wenn sie reagieren, fast immer flüssig (gelöst oder
geschmolzen) sind, so sind auch die verschiedenen Formen vorhanden, und der
Stoff reagiert je nach den Umständen mit der einen oder der anderen Form,
die sich mit von Fall zu Fall verschiedener Geschwindigkeit in dem Maße
nachbilden kann, als sie durch die Reaktion verbraucht wird. Aus diesen
einfachen Gesichtspunkten lassen sich die vorkommenden Verhältnisse ver-
stehen, doch können sie im einzelnen hier nicht erörtert werden, da sie die
Kenntnis der chemischen Dynamik voraussetzen.
Die drei Hauptfragen. Die zunehmende Verwicklung der chemischen
Probleme, die sich bei genauerer und mannigfaltigerer Kenntnis der Er-
scheinungen ergab, hat zu zahlreichen Fragen-geführt, welche sich um drei
Hauptpunkte gruppieren lassen. Während die beiden ersten von diesen
zurzeit als befriedigend erledigt angesehen werden dürfen, ist die Entwick-
lung bezüglich des letzten noch im vollen Fluß begriffen.
Der erste Punkt ist die geeignete Wahl der Atom- oder Verbin-
dungsgewichte. Wir werden die verschiedenen Versuche kennen lernen,
in dieser Frage zu einer Entscheidung zu gelangen, wobei sich ergeben wird,
daß schließlich eine : widerspruchsfreie Wahl hat bewerkstelligt werden
können.
Bezüglich der Molar- oder Molekulargewichte, die das zweite Problem
bilden, hat die Gasdichte alsbald Auskunft gegeben, nachdem der Begriff
selbst aufgestellt worden war. Die Entwicklung hat hier weiterhin den
Weg genommen, daß es sich als möglich erwies, den Begriff auch auf Fälle
anzuwenden, in welchen eine Untersuchung in Gas- oder Dampfform nicht
ausführbar war. Es sind ausschließlich „physikalische“ Methoden, die sich
hier als hilfreich erwiesen haben, während die ‚„„‚chemischen‘“, auf den gegen-
seitigen Umwandlungen der Stoffe beruhenden, im allgemeinen keine ein-
deutige Entscheidung ermöglichen.
Wi. Ostwald. Grundriß. 5. Aufl,