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STÖCHIOMETRIE
wird. Umgekehrt kann aus derselben Lösung, z. B. von Nickelsulfat, die
man durch Abkühlen übersättigt hat, durch Einbringen eines entsprechen-
den Kristallfragments jede der mehreren Formen des Salzes erzeugt werden.
Das Auftreten der sogenannten physikalischen Isomerie ist sonach vor-
wiegend an den festen Zustand der Stoffe gebunden, und diese verschwindet
meist, sowie dieselben in einen anderen Zustand übergehen.
Während diese Erscheinungen sich ganz wohl im Sinne einer großen
Zusammengesetztheit der Kristallpartikeln im Verhältnis zu den chemi-
schen Molekeln der Flüssigkeiten oder Dämpfe deuten lassen, ergeben die
oben erwähnten Ergebnisse an festen Lösungen keine Hindeutungen darauf,
Ergebnisse. Daß alle diese verschiedenen Methoden für die Wahl der
Verbindungsgewichte zu gleichem Ergebnis führen, hat dann, abweichenden
Gewohnheiten jener Zeit gegenüber, Cannizzaro (1858) gezeigt. Das
Gesetz von Dulong und Petit war durch die inzwischen mitgeteilten ge-
naueren Bestimmungen von Regnault durchführbar geworden (außer für
die Elemente mit kleinem Verbindungsgewicht), und die Grundsätze der
Einfachheit und Ähnlichkeit ließen sich unter gleichzeitiger Befriedigung
der Forderungen der Molekulartheorie wahren.
So wurde es möglich gemacht, eine einwurfsfreie Wahl zwischen den
möglichen Verbindungsgewichten zu treffen, welche von der Wissenschaft
jetzt ausnahmslos angenommen. worden ist. Auch die inzwischen entdeckten
neueren Hilfsmittel haben nur zur Bestätigung dieses Systems‘ gedient.
In der nachstehenden Tabelle sind die Gründe kurz zusammengestellt,
welche zu den gegenwärtig gebräuchlichen Annahmen bei den einzelnen
Elementen geführt haben.
Wasserstoff, H = 1:008, dient als Ausgangspunkt. ;
Sauerstoff, O = 16, aus dem Volumverhältnis zum Wasserstoff 1:2
dei der Wasserbildung; aus der Gleichheit der Atomwärme mit Wasserstoff
im Gaszustande.
Stickstoff, N = 14:01, aus dem Volumverhältnis zum Wasserstoff ı : 3
Dei der Verbindung zu Ammoniak, und zum Sauerstoff bei den entsprechen-
den Verbindungen; aus der Gleichheit der Atomwärmen mit gasförmigem
Sauerstoff und Wasserstoff.
Kohlenstoff, C= 12:00. Aus den Dampfdichten organischer wie an-
organischer Verbindungen hat sich nie ein kleineres Molekulargewicht der-
selben, als dem Atomgewicht C = 12 entspricht, ergeben. Die spezifische
Wärme gibt nur unsichere Anhaltspunkte,
Chlor, Cl = 35‘46. Aus dem Volumverhältnis ı:1 bei der Verbindung
mit Wasserstoff; aus den Volumverhältnissen der Sauerstoffverbindungen.
Brom, Br = 79:91, und Jod, J] = 126:93, sind in ihren Verbindungen
dem Chlor vollkommen analog, auch isomorph.
Fluor, F= 19°0, war, einigermaßen unsicher, aus der Analogie mit
den Chlorverbindungen bestimmt worden. In neuerer Zeit wurde der
Wert durch die Gasdichte des Fluors und vieler seiner Verbindungen be-
stätigt.