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CHEMISCHE THERMODYNAMIK
der uns vorkommt. Es hatte sich ergeben, daß der Betrag dieser Energie
durch das Produkt zweier Größen gemessen wird, des Druckes und des
Volums. Eine solche Zusammensetzung des Energiewertes, aus zwei Fak-
toren ist eine allgemeine Erscheinung; alle Energiearten lassen sich in
zwei Faktoren zerlegen, deren Produkt den Zahlenwert der Energie selbst
ergibt.
Von diesen Faktoren hat jeder besondere Eigenschaften. Der eine ist
ein Ausdruck für das Bestehen oder die Abwesenheit eines dauernden Zu-
standes oder Gleichgewichts zwischen zwei benachbarten Räumen, in denen
diese Energieart vorhanden ist. Diese Rolle spielt im vorliegenden Falle
der Druck: zwei Gase, deren Druck gleich ist, beeinflussen sich gegenseitig
nicht in bezug auf ihr Volum, d. h. sie sind bezüglich der Volumenergie im
Gleichgewicht. Die Gleichheit des Druckes stellen wir fest, indem wir einen
Apparat, an welchem wir das Vorhandensein und die Verschiedenheit von
Drucken durch irgendein Kennzeichen wahrnehmen können, ein Mano-
meter, mit beiden Gasen einzeln in Beziehung setzen. Zeigt das Mano-
meter mit beiden einzeln gleiche Einstellung, so finden wir, daß auch bei
der unmittelbaren Berührung der beiden Gase die Drucke sich als gleich
erweisen. Folglich sind zwei Drucke, die einzeln einem dritten gleich sind,
auch untereinander gleich: ein Satz, der in entsprechender Anwendung für
alle Werte dieser Art gilt, und dem trotz seiner anscheinenden ‚,‚Selbst-
verständlichkeit‘ eine erhebliche Bedeutung zukommt.
Werte solcher Art, die das Gleichgewicht einer bestimmten Energieart
definieren, sind Stärken oder Intensitäten genannt worden (Helm 1887);
jede Energieart hat ihre Intensität, und die Kenntnis dieser ist für die Be-
arteilung ihres Verhaltens unter gegebenen Bedingungen entscheidend.
Einige Worte verdienen die Instrumente zur Messung der Intensitäten;
hierbei wird das, was in bezug auf die Druckmesser oder Manometer gesagt
wird, in entsprechender Weise auf alle Intensitätsmesser anwendbar sein.
Ein Manometer ist ein Apparat, welcher Volumenergie aufzunehmen ver-
mag und den aufgenommenen Betrag auf irgendeine Weise sichtbar macht.
So bestehen die gewöhnlich an Dampfkesseln angebrachten Manometer aus
Büchsen von elastischem Metall, die durch den Druck, der auf ihr Inneres
wirkt, erweitert werden bis der elastische Gegendruck dem zugeführten
Druck das Gleichgewicht hält. Diese Volumänderung wird durch ein Hebel-
werk, das die kleinen Bewegungen der Büchsenwand mechanisch vergrößert,
leicht ablesbar gemacht. Das Manometer, kann nur wirken, wenn sein Volum
durch den Druck tatsächlich verändert wird; eine starre Büchse wäre un-
brauchbar. Doch ist der Betrag dieser Volumänderung willkürlich und kann
um so kleiner gemacht werden, je größer die Übersetzung des Zeigerwerkes
ist; diese kann um so erheblicher sein, je leichter und beweglicher es gebaut
ist. Allgemein wird also ein derartiges Meßinstrument dem Gebilde immer
einen gewissen Betrag der Energie entziehen müssen, deren Intensität ge-
messen werden soll; doch kann dieser Betrag um so kleiner gemacht werden,
je weniger Energie das ‚„Zeigerwerk‘‘ (im allgemeinsten Sinne) verbraucht,