— THERMOCHEMIE ©"
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schiedensten Aufgaben der Wissenschaft und der Praxis hat, sind Messungen
solcher Größen in ausgedehntester Weise. durchgeführt worden, und es’ gibt
kaum ein anderes Gebiet der allgemeinen Chemie, .in welchem eine so große
Menge von tatsächlichem Material angehäuft wäre. Doch hat die Auffindung
allgemeiner Gesetze an diesem Material mit seiner Menge nicht Schritt ge-
halten; mit Ausnahme der bereits ausgesprochenen halbquantitativen ‘Be-
ziehung, daß die Wärmeentwicklungen bei den Reaktionen entsprechender
Stoffe ebenso wie alle anderen Eigenschaften periodische Funktionen der
Atomgewichte der beteiligten. Elemente sind, läßt sich kaum ein thermo-
chemisches Gesetz von einigem Umfange angeben. .
Die Ursache hiervon ist darin zu suchen, daß die Energieunterschiede
für chemische Vorgänge‘ nicht den Charakter von Naturkonstanten haben,
sondern in sehr verschiedenartiger Weise von der Temperatur abhängen.
Die bei durchschnittlich 18% bestimmten Wärmetönungen sind daher einiger-
maßen zufällige Zahlen, und das Bild verschiebt sich in ungleichförmiger
Weise, wenn man eine andere Beobachtungstemperatur wählt. Darin liegt
gleichzeitig ein Hinweis darauf, daß zahlenmäßige Beziehungen, wie sie: von
verschiedenen Forschern angenommen worden sind, auf strenge Genauig-
keit keinen Anspruch erheben können, ja in den meisten Fällen als zufällig
angesehen werden müssen, wenigstens solange nicht der Einfluß der Tem-
peratur auf jeden derartigen Fall ins klare gestellt worden ist.
Nur in der organischen Chemie, wo die große Ähnlichkeit der homologen
Stoffe sich auch in ihren Energieverhältnissen geltend macht, und bei den
Erscheinungen der Salzbildung sind etwas umfassendere Regelmäßigkeiten
ausfindig gemacht worden, die an entsprechender Stelle Erwähnung finden
sollen. Im übrigen kann auf den nachstehenden Seiten nicht viel mehr
gegeben werden, als eine Zusammenstellung der beobachteten Bildungs-
wärmen, wobei die beteiligten Stoffe in. dem Zustande angenommen sind,
den sie bei 18° und Atmosphärendruck haben. Aus diesen lassen sich in
der S. 277 geschilderten Weise die Wärmevorgänge, welche den verschieden-
artigsten Reaktionen entsprechen, durch leichte Rechnungen ableiten, so
daß die. Tabellen der Bildungswärmen so ziemlich den ganzen tatsächlichen
Inhalt der Thermochemie darstellen.!)
8 ı. Sauerstoff.
Bildungswärme
Ozon O; — 140 kj (ungefähr).
Ozon bildet sich aus gewöhnlichem Sauerstoff unter bedeutendem Wärme-
verbrauch.
&$ 2. Wasserstoff, a
ı. Wasser H,O 285 kj flüssig. Km
Schmelzwärme — 6:0 kj, Verdampfungswärme bei 100% ‘— 40°5 kj. X A
2. Wasserstoffperoxvyd H,O, 106 kj}).
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*) Wegen der Einzelheiten verweist der Verf. auf sein ausführliches Lehrbuch der all-
gemeinen Chemie, Bd. II. Leipzig, Engelmann.