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KOLLOLDCHEMIE
Die Gasadsorption. Diese kennzeichnet sich dadurch, daß ein fester
Körper, der in ein Gas gebracht wird, alsbald eine gewisse Menge dieses
Gases, die von Druck, Temperatur und der Natur der Stoffe abhängt, pro-
portional seiner Oberfläche verdichtet oder festhält, so daß dieser Teil keinen
Druck mehr ausübt. Diese Menge ist, auf die Oberflächeneinheit (ein Quadrat-
zentimeter) bezogen, eine äußerst kleine Zahl, so daß meßbare Aufnahmen
erst von sehr erheblichen Oberflächen bewirkt werden. Wir besitzen nicht
viele absolute Messungen solcher Beträge. Sie ergeben, daß die verschiedenen
Gase sich nicht sehr verschieden verhalten; von Ammoniak wird dem Volum
nach etwa dreimal soviel aufgenommen, als von Wasserstoff; beide Gase
bilden die äußersten Grenzen der Beobachtung. Die absoluten Mengen liegen
um 1077 g auf ein qcm. Dies ist dieselbe Größenordnung, wie die Stärke der
Oberflächenschicht an reinen Flüssigkeiten (S. 92).
Man beobachtet daher die entsprechenden Erscheinungen nicht leicht an
gewöhnlichen Oberflächen fester Körper, da die aufgenommenen Gasmengen
zu klein sind; sie werden erst meßbar, wenn es sich um poröse oder sehr
feinpulverige Körper mit großer spezifischer Oberfläche handelt. In den
wenigen Fällen, wo man eine genügend große bekannte Oberfläche erreicht
hat, geschah dies mittels Glasfäden, aus deren Länge und Gewicht (bei
bekannter Dichte) man unter der Annahme zylindrischer Gestalt die Ober-
läche berechnen kann.. Meist hat man sich damit begnügt, feste poröse
Körper wie Kohle, Meerschaum u. dgl. dem Gewichte nach zu verwenden,
indem man die Annahme machte, daß ihre Formbeschaffenheit in der be-
autzten Probe hinreichend gleichförmig sei, um die wirkende Oberfläche
proportional der benutzten Gewichtsmenge, d. h. .die spezifische Oberfläche
konstant zu setzen. Wo Parallelversuche ausgeführt worden sind, hat sich
diese Annahme meist als genügend zutreffend erwiesen; nötigenfalls kann
man sie durch gleichförmige mechanische Bearbeitung des Materials (Sieben,
Schlämmen) sichern.
So besteht denn der typische Versuch darin, daß man den fraglichen
festen Körper in ein Glasgefäß bringt, das mit einer Gasmeßeinrichtung ver-
Ddunden ist, und ihn zunächst so vollständig als möglich von Oberflächen-
schichten befreit. Dies geschieht am sichersten durch starke Temperatur-
erhöhung unter gleichzeitiger Anwendung des Vakuums. Während sich
auf solche Weise die Hauptmenge vorhandener Oberflächenbekleidung leicht
fortschaffen läßt, bleiben geringe Anteile äußerst zähe haften. Dies macht
sich jedesmal geltend, wenn Mittel vorhanden sind, sehr kleine Stoffmengen
zu erkennen, so z. B. in Geißlerschen Röhren, durch die man elektrische
Entladungen schickt. Es ist außerordentlich schwierig, die vorhandenen
Oberflächenschichten des Glases (z. B. Wasserdampf). soweit zu entfernen,
daß sie sich nicht mehr im Spektrum erkennen lassen. Ist die Füllung ge-
nügend rein, so läßt man gemessene Mengen des zu untersuchenden Gases
hinzutreten und bestimmt nach einiger Zeit das übriggebliebene Volum.
Durch Wiederholung dieser Beobachtung kann man feststellen, ob die Auf-
nahme pDraktisch beendigt ist, oder noch fortdauert. Da der Vorgang wie alle