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PHOTOCHEMIE
lichen. imstande gezeigt, die Tatsachen mit genügender Annäherung dar-
zustellen. In neuerer Zeit konnte auch gezeigt werden, daß ein Magnetfeld
einen. unmittelbaren Einfluß auf darin schwingendes Licht ausübt, indem
solches von bestimmter Schwingungszahl in zwei Strahlen von etwas ver-
schiedener Schwingung gespalten wird. Die Erscheinung war auf Grund
der elektromagnetischen Theorie des Lichtes von Lorentz vorausgesehen
worden und wurde hernach auch experimentell nachgewiesen (Zeeman
[904).
Durch den Anschluß der elektromagnetischen Strahlen wird das Gebiet
der strahlenden Energie außerordentlich vergrößert, da auf diese Weise
Wellenlängen von jeder beliebigen Größe erzeugt werden können. Für die
Absorption dieser elektromagnetisch erzeugten strahlenden Energie durch
verschiedene Verbindungen haben sich ähnliche konstitutive Beziehungen
ergeben, wie sie im Gebiete des sichtbaren Lichtes beobachtet worden sind
(Drude 1897). Von der Mitteilung der Einzelheiten muß abgesehen werden;
nur sei erwähnt, daß insbesondere Hydroxylverbindungen die Fähigkeit zur
Absorption von Strahlen von ı0 bis 20 cm Wellenlänge gezeigt haben.
Schluß auf die Beschaffenheit der Stoffe. Was die allgemeine Be-
deutung der Emissions- und Absorptionserscheinungen anlangt, so liegt sie
darin, daß durch sie das Vorhandensein periodischer Eigenschaften
in den strahlenden, bzw. absorbierenden Stoffen erkennbar gemacht wird;
diese Perioden müssen mit denen der betreffenden Strahlung entweder
identisch sein, oder doch zu ihnen in einem multiplen Verhältnisse stehen.
Hierbei kann es sich entweder um zeitliche Perioden (Atomschwingungen)
oder um räumliche (Atomgrößen) handeln. Welcher Art diese Erschei-
nungen sind, ist ein Problem, dessen Lösung wir uns zu nähern beginnen.
[n früherer Zeit, wo man das Licht als die Schwingung eines hypothetischen
elastischen Mittels, des sogenannten Äthers ansah, faßte man sie als die
Schwingung der Atome auf; dabei entstand die Schwierigkeit, daß einer-
seits diese Periode von der Temperatur, also von der Amplitude der Schwin-
gung, in weitestem Maße unabhängig war, andererseits die, daß die ver-
schiedenen Strahlen desselben Spektrums sich untereinander verhalten
müßten, wie die Obertöne eines schwingenden Körpers, was sich mit der
Erfahrung nicht vereinigen ließ, Gegenwärtig sicht man in dem Lichte eine
elektromagnetische Schwingung, und hat in den absorbierenden Stoffen
entsprechende elektrische Beschaffenheiten räumlicher Art (Resonanz von
Leitern) angenommen.
Durch die Ergebnisse der neueren Forschungen über radioaktive Stoffe
(vgl. Kap. 26) ist die Auffassung wahrscheinlich geworden, daß die chemi-
schen Atome und Molekeln ziemlich kompliziert zusammengesetzte Ge-
bilde sind, die elektrische Elementarmengen als wesentliche Bestandteile
enthalten. Deren Schwingungen unter den vorhandenen Verhältnissen
würden die Entstehung (und Absorption) elektromagnetischer Wellen be-
wirken. Dadurch werden die optischen Eigenschaften in eine sehr enge
Beziehung zur Konstitution der Atome und Molekeln gebracht und die