Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

DIE CHEMISCHE WIRKUNG DES LICHTES 569 
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peraturen an, die sich aus dem Verhältnis der Absorption der empfangenen 
Strahlen zur Emission bei den entstandenen Temperaturen!) ergeben. Dem- 
gemäß werden sie sich auch. gegeneinander nicht mehr so verhalten können, 
wie vorher im Dunkeln, sondern nehmen neue gegenseitige Beziehungen an. 
Photochemische Messungen. Von den sehr vielen photochemischen 
Vorgängen sind nur wenige quantitativ untersucht worden. Am eingehendsten 
ist dies mit einer von Berthollet entdeckten Reaktion geschehen, die in 
der Verbindung des Chlorknallgases, d.h. einer Lösung aus gleichen Volumen 
Chlor und Wasserstoff, im Lichte besteht. Beide vereinigen sich unter dem 
Einflusse der Strahlung zu Chlorwasserstoff. Läßt man starkes Licht auf eine 
größere Menge des Gases wirken, so geschieht die Vereinigung nach einigen 
Augenblicken unter Explosion; mäßigt man aber das Licht, so findet die 
Bildung des Chlorwasserstoffs in regelmäßiger und langsamer Weise statt. 
Die letzteren Umstände sind es, unter denen man die Erscheinung zu messen- 
den Versuchen benutzen kann. 
Chlor und Wasserstoff verbinden sich auch im Dunkeln, wenn man ihre 
Temperatur genügend steigert, und zwar genügt die Steigerung an einer 
kleinen Stelle, z. B. durch einen elektrischen Funken dazu, um eine be- 
liebig große Menge des Gases zur Explosion zu bringen. Dies rührt daher, 
daß durch den Vorgang selbst eine große Menge Wärme entwickelt wird. 
Durch diese wird die Temperatur in der Umgebung der Stelle, wo die erste 
Verbindung stattfand, soweit gesteigert, daß auch dort die schnelle Ver- 
bindung eintritt, und so setzt sich der Vorgang über die ganze Masse fort. 
Die gleiche Überlegung gilt für die Verbindung unter der Wirkung des Lichtes, 
Wird die erzeugte Wärme so langsam abgeführt, daß sich die Temperatur 
der schnellen Reaktion herstellt, so tritt die explosive Verbindung ein. Be- 
lichtet man dagegen unter Bedingungen, durch welche diese Temperatur- 
steigerung vermieden wird (am besten unter solchen, daß eine merkliche 
Steigerung überhaupt nicht stattfindet), so geht die Verbindung in stetiger 
ınd meßbarer Weise vor sich. 
Die Messung der chemischen Wirkung des Lichts auf Chlorknallgas beruht 
nun auf dem Umstande, daß der gebildete Chlorwasserstoff augenblicklich 
von Wasser aufgenommen wird, während die Absorption der Bestandteile 
gering ist. Man belichtet daher Chlorknallgas in Berührung mit Wasser 
(das mit Chlor und Wasserstoff unter den Umständen des Versuches ge- 
sättigt ist) in einem Apparate, der die Messung der Volumverminderung ge- 
stattet, und hat in letzterer ein Maß für den Betrag der verbundenen Gase. 
Ein derartiger Apparat wurde zuerst von Draper (1842), später in voll- 
kommener Gestalt von Bunsen und Roscoe (1862) konstruiert. Der Haupt- 
teil des letzteren ist Fig. 67 abgebildet, 
Das elektrolytisch in genau richtigen Verhältnissen dargestellte Gemenge, 
das Chlorknallgas, wird von h aus durch das ‚‚Insolationsgefäß‘“ i geleitet, 
>) Man darf nicht etwa hier das Kirchhoffsche Gesetz (S. 577) anwenden wollen; hier 
handelt es sich nicht um ein Gleichgewicht gegenseitiger Strahlung, für welche dieses 
Gesetz gilt, sondern um die Wirkung einer unabhängigen äußeren Strahlungsquelle.
	        
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