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trisch geladener Teilchen, eben der Gasionen beruht, geht daraus hervor,
daß die Ursache der Leitfähigkeit die Eigenschaften eines Staubes hat,
Filtrieren durch Watte, ja Leiten durch ein mehrfach gebogenes enges Metall-
rohr, ebenso Waschen mit Wasser und ähnliche Operationen heben die Leit-
fähigkeit auf, indem sie die leitenden Teilchen entfernen. Ebenso verliert
sich die Leitfähigkeit, wenn man das Gas zwischen die entgegengesetzten ge-
ladenen Platten eines elektrischen Kondensators bringt, indem dann die
elektrischen Stäubchen an die Platten gehen. Dies alles rührt von der elek-
trischen Ladung der Teilchen her.
Demgemäß gilt auch das Ohmsche Gesetz nicht für die Gasleitung. In
einem Elektrolyt ist die Elektrizitätsmenge, welche die vorhandenen Ionen
insgesamt transportieren können, sehr groß im Verhältnis zu der, welche sie
bei den gewöhnlich verwendeten Strömen und Zeiten transportieren müssen,
so daß kein Einfluß des Stromes auf die Leitfähigkeit stattfindet. Immerhin
lassen sich Zustände leicht verwirklichen, in welchen eine verdünnte elektro-
Iytische Lösung, die man in dünner Schicht zwischen zwei Elektroden bringt,
durch den Strom bald erschöpft wird, und eine solche Lösung gehorcht auch
nicht dem Ohmschen Gesetze, d. h. die Stromstärke ist nicht ohne Einfluß
auf den Widerstand. Ein solcher Zustand ist in Gasen von vornherein immer
vorhanden und nur bei fortdauernder Wirkung der ionisierenden Ursache und
überaus kleiner Stromstärke würde sich eine Annäherung an das Gesetz er-
reichen lassen. In einem sich selbst überlassenen ionenhaltigen Gase fügt
sich dem Verbrauch der Ionen durch die Leitung noch das freiwillige Ver-
schwinden hinzu, so daß die Verhältnisse sich noch mehr vom Ohmschen
Gesetz entfernen.
Dagegen stellt sich bei konstanter Ionisationsursache und stärkerer Span-
aung ein anderer Grenzzustand heraus, der dadurch gekennzeichnet ist,
daß die Stromstärke von der Spannung unabhängig wird. Sie ist dann eben
nur von der Ausgiebigkeit der Ionenquelle abhängig, indem unter allen Um-
ständen nicht mehr Elektrizität transportiert werden kann, als in Gestalt
von‘ Ionen in der Zeiteinheit transportfähig wird.
Diese Tatsachen und ihre Deutung sind insbesondere von ]. J. Thomson
and seinen Schülern (seit 1894) entwickelt worden, dem wir wesentliche Auf-
klärungen über den vorliegenden Gegenstand verdanken.
Eigenschaften der Gasionen. Diese Gasionen lassen im übrigen nichts
von den Eigenschaften der Atome oder Molekeln der Gase erkennen, inner-
aalb deren sie entstanden sind und mit denen man sie identifizieren möchte.
Aus ihrer Leistungsfähigkeit unter verschiedenen, meßbaren Bedingungen hat.
man Schlüsse auf ihre Wanderungsgeschwindigkeit gezogen und diese rund
zehnmal so groß, wie bei den Ionen der Elektrolyte gefunden. Zwischen den:
in verschiedenen Gasen erzeugten Ionen haben sich aber keine wesentlichen
Unterschiede herausgestellt, die etwa mit dem Molargewicht der Gase in einer
näheren Beziehung gestanden hätten. Einen viel größeren Unterschied machte
es, ob das Gas während der Ionisierung feucht oder trocken war. Nur die im
Wasserstoffgase entstehenden Ionen verhalten sich anders, indem sie eine