Full text: Formen des Steinbaues (1. Teil)

Architektur der Hofanlagen. 
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Architektur der Hofanlagen. 
Wie die Baukunst in der Ausgestalung der Innenräume ein Macht- 
mittel besitzt, womit sie den Beschauer stark zu packen vermag wie 
kaum eine andere Kunst, weil sie ihn da ganz umgibt und mit ihrem 
Zauber erfüllt, so kann eine ähnliche Wirkung auch in geschlossenen 
oder einseitig offenen Hofanlagen hervorgerufen werden. Freilich 
dürfen wir nicht die öden, melancholischen, jeden Reizes baren Höfe 
und Hoffassaden der Wohnhäuser unserer Zeit betrachten, die meist 
nur das Ergebnis der Bauspekulation sind, sondern wir müssen unter 
den Bauwerken vergangener Zeiten suchen. Abgesehen von den 
Säulenhöfen der antiken Wohnungen mit ihrer heiteren Pracht, finden 
wir da besonders am Ausgange der gotischen Epoche und in der Zeit 
der Frührenaissance unter den Burg- und Klosterhöfen und denen 
städtischer Bauten, öffentlicher sowohl als privater, höchst beachtens- 
werte und originelle Anlagen. Der Bauausdruck liegt dort meist in 
der Hervorkehrung des Gemütvollen und Heimlichen, welche Gefühle 
uns heute noch bei Betrachtung dieser oft sehr schlichten Anlagen 
durchdringen. Die Mittel, welche da Anwendung fanden, diese 
Stimmung hervorzurufen, bestehen seltener in reicher Architektur, 
sondern beschränken sich auf ansprechend verteilte und behandelte 
Mauermassen, auf einfache Tür- und Fensterumrahmungen, durch- 
brochene Brüstungen, steigende Fenster und Simse der stets wechseln- 
den runden oder polygonen Treppentürme, vorgekragte Galerien, 
Altane und Erker in Stein oder Holz, sowie einfache Giebel und 
Dachreiter. Bei der Anlage der auf kirchlicher Kunst fulsenden Höfe 
kommen dann noch Kreuzgänge und Glockentürme, letztere auch als 
Coulissentürmchen vor. Eigner Reiz ist dabei häufig durch verschieden- 
artige Behandlung der Mauerflächen erzielt, die teils Bruchsteinmauer- 
werk mit unregelmäisiger Quadereinfassung der Ecken, teils rauhe 
oder glatte Putzflächen, teils durch Fachwerk belebte zeigen. Wird 
nun bei einer solchen Anlage die Mauer noch an einzelnen Stellen 
durch Efeu, wilden Wein oder andere Rankengewächse belebt oder 
stehen an geeigneter Stelle Sträucher oder ein Baum, so kann das 
Ganze noch anheimelnder wirken.
	        
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