Full text: Formen des Steinbaues (1. Teil)

Säulen und Pilaster. 
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die Eckstege leicht abbrechen. Man hilft sich dann auf die Weise, 
dais man ein Rundstäbchen an die Ecke legt und dann erst die Stege 
und Kannelierung bringt. Oft kommt man in die Lage, mehrere Säulen- 
ordnungen übereinander zu stellen, wobei man stets den Charakter 
der Säulen zu beachten und die von leichterem über die schwereren 
Charakters zu stellen hat. Tritt z. B. als untere Stellung eine dorische 
auf, so hat man darüber ionische oder korinthische anzuwenden, aufser- 
dem nimmt man den Durchmesser der oberen Säulen dem Gefühl ent- 
sprechend dünner an. Ein weiteres Hülfsmittel, das statische Gefühl 
in diesem Falle zu befriedigen, liegt darin, dafs man die obere Säule 
mit der Axe etwas weiter nach der Mauer zu rückt, also einzieht, von 
vorn gesehen müssen die Säulen aber mit den Axen lot überein- 
ander stehen. Griechen und Römer neigten bei ihren Tempelbauten 
alle Säulen etwas nach innen, nur um so das statische Gefühl noch 
mehr zu befriedigen. 
Dann sind noch die Verkröpfungen der Gebälke über den Säulen 
zu erwähnen, wie sie zuerst von den Römern bei den Wandsäulen 
Anwendung fanden, die zur kräftigen Gliederung grofser Mauerflächen 
dienten. Dieselben entstehen, indem das Gebälk über den Säulen 
würfelartig im rechten Winkel vor- und wieder zurückspringt. Kon- 
struktive Bedeutung haben dieselben nicht, sie dienen lediglich zur 
Dekoration und Verstärkung des malerischen Charakters der Bauwerke. 
(Siehe nebenstehende Seite.) 
Die Säulen unmittelbar mit Archivolte, Bogen oder Gewölbe zu 
verbinden widerspricht dem Gefühl, die Säule verlangt oben ein 
horizontal liegendes Bauglied; man sollte deshalb stets bei beschränkter 
Höhe entweder ein niedriges, architraviertes Gebälk zwischen Säule 
und Bogen einschieben, oder wenigstens einen Architrav oder architrav- 
ähnliches Bauglied anordnen. 
Das erste Auftreten plastischer Dekoration an Säulen und Pilastern 
fällt in die Anfangsepochen der Baukunst, wo die Bauweisen noch nicht 
zum durchgebildeten Lapidarstil gereift waren. Der im höchsten Stil 
ausgebildete Tempel entledigt sich dieser dekorierten Säulenschäfte. 
Eine Ausnahme davon macht die asiatisch-ionische Richtung, wie die 
lebensgrossen Relieffiguren an den Säulen des Tempels der Artemis 
zu Ephesus zeigen.
	        
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