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Büsch besuchte zwei Jahre lang das Hamburger Gymnasium, dieselbe
Anstalt, an welcher er später etwa 40 Jahre lang als Lehrer der Mathe-
matik gewirkt hat, und ging dann nach Göttingen, um auf den Wunsch
seines Vaters, eines Hamburger Predigers, Theologie zu studieren. Sein leb-
hafter, mehr nach aussen gerichteter Sinn leitete jedoch seinen eminenten
Privatfleiss auf die historischen, philosophischen und mathematischen Wissen-
schaften, zu deren Studium ihm die Schätze der Göttinger Universitäts-
bibliothek willkommenen Anlass gaben. Uber seine Lebensweise in Göttingen
finden sich allerdings nur wenige autobiographische Notizen, jedoch spricht
auch schon aus diesem Wenigen der solide Charakter deutlich genug. Büsch
bezeichnete es als ein besonderes Glück, dass seine Wahl nicht auf Jena
gefallen sei, da dort die Hamburger Landsmannschaft einen üblen Einfluss
ausübe. „Als ich nach Göttingen kam“, führt er dann weiter aus, „die
Preise meiner notwendigen Lebensbedürfnisse erfuhr und überrechnete, hörte,
wie viel mehr andere, auch bei einer ordentlichen Lebensart gebrauchten“,
(Büsch hatte in Göttingen 50 Louisd’or für seinen jährlichen Unterhalt)
„ward ich so ängstlich über mein Auskommen, dass ich gleich anfangs den
gewünschten Überschlag über alle meine Bedürfnisse machte, mir die grösste
Eingezogenheit und die Zurückhaltung von allen etwas kostbaren Ver-
gnügungen vorschrieb, auch, um mich gewissermassen in die Notwendigkeit
zu setzen, mir selbst Wort zu halten, alles vorausbezahlte, was sich voraus
bezahlen liess. Ich hatte mit niemandem Umgang, dessen Beispiel und Auf-
forderungen mich hätten über meine Grenzen führen können. Vielmehr zog
ich mit Überlegung einzelne in meinen Umgang, die sich in ihren Ausgaben
noch vielmehr eingeschränkt fühlten, als ich. So brachte ich das erste Jahr
zu und blieb nun in den folgenden zwei Jahren, da sich mein Umgang in-
sonderheit durch die mir nachkommenden Freunde meiner Jugend mehrte,
Meister genug von meiner Zeit und meiner Wirtschaft, in der ich auch
nachher für meinen Bruder sorgte.“ Büsch schliesst hieran die heute ebenso,
wenn nicht noch mehr als zu jener Zeit zutreffende Bemerkung: „In dem
akademischen Leben ist nichts so gefährlich, als die ungegründete Achtung,
welche der grössere Aufwand einzelnen erwirbt, und die Verleitung, sich
nicht durch zu grosse, wenn gleich noch so sehr notwendige Sparsamkeit
herabzuwürdigen (sic), wenn man mit ihnen in einigen Umgang kommt, und
sie uns zum Mitmachen auffordern. Man kommt dann auch leicht dahin,
an ihren Ausschweifungen Theil zu nehmen.“
Obwohl Büsch, wie sich aus diesen, in der ihm eignen umständlichen
Schreibweise gehaltenen Citaten ergiebt, ängstlich auf gute Wirtschaft und
soliden Umgang während seiner Universitätszeit bedacht war, so hatte er
doch von der extravaganten studentischen Lebensweise genug Kenntnis er-
halten, um deren Wert oder vielmehr Unwert richtig taxieren zu können;
ja es scheint fast so, als ob er das akademische Leben in späteren Jahren
zum Gegenstand eines speciellen Studiums gemacht hätte, zumal da die Ein-
richtung der Hamburger Handelsakademie, die er als deren Leiter über-
nommen, ihm eine intime Kenntnis von den Universitätszuständen nach dieser
Richtung als wertvoll erscheinen lassen musste.
Büsch hat, wie begreiflich, der akademischen Lebensweise niemals
Geschmack abgewinnen können. Eigne Erfahrungen mit seinen Bekannten,
die in Jena studierten und von denen nur wenige ihrer späteren Bestimmung
Ehre machten, mögen für seine Abneigung in erster Linie bestimmend ge-
wesen sein. „Ich könnte Bogen anfüllen mit Aufzählung mir bekannter Vor-
fälle,“ — schreibt er in seinen stellenweise sehr lesenswerten „Erfahrungen“ —