Full text: Fachbildung, Fachtüchtigkeit und jugendliche Lebensweise

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„da die Verschwendung Eines Sohnes auf der Akademie mit den nicht leicht 
aufhörenden Folgen derselben gute Eltern mit Jammer unter die Erde ge- 
bracht und ganze Familien zu Grunde gerichtet hat.“ In allen anderen 
Ständen sei Schuldenmachen für den Jüngling eine Schande, und den Verlust 
seines erhofften Glücks erkenne er als die nächste Folge seiner Leichtsinnig- 
keit. So lerne der junge Kaufmann Sparsamkeit und gute Haushaltung als 
beste Empfehlung für sein weiteres Fortkommen schätzen, und wenn er reich 
genug sei, so halte ihn der Gedanke, dass Verschwendung in der Jugend 
böse Folgen für seinen künftigen Kredit nach sich ziehe, von Ausschweifungen 
zurück; der Gelehrte aber sei von diesen unmittelbaren Folgen jugendlicher 
Verschwendung frei; er fühle sie aber später desto mehr. Den Wert des 
Geldes zur rechten Zeit kennen lernen, dies sei die sicherste Grundlage zum 
Glück eines jungen Mannes; über die Nichtigkeit des irdischen Reichtums 
philosophieren, helfe nichts; es müsse vielmehr erkannt werden, dass Geld 
nur durch Arbeit verdient werden könne u. s. w. Das alles mag freilich für 
das Ohr des Korpsstudenten einen recht hausbackenen, philiströsen Klang 
haben, doch wird er deshalb über diese schlichten Grundwahrheiten rea- 
listisch nicht hinwegkommen. Büsch zögert nicht, die akademische Lauf- 
bahn als diejenige zu bezeichnen, in welcher die Verleitung zur Verschwendung 
und Lebensunordnung am meisten zu befürchten sei; kein anderer Stand gehe 
durch eine so gefährliche Vorbereitung als der gelehrte. „Die Akademie ist 
der Ort, wo fast alle, wenigstens die ersten, Geschäftsmänner für den Staat 
erzogen werden sollen. Aber einen sinnlosen Verschwender, wie es so mancher 
auf der Akademie wird, und einen guten Geschäftsmann kann ich mir ebenso- 
wenig in einem Begriff zusammen denken, als ein hölzernes Eisen.“ (Er- 
fahrungen S. 253.) Er würde einem jungen Studierenden diejenige Universität 
empfehlen, auf welcher die beste Wirtschaft unter den Studenten bestehe, 
nicht aber die, welche die besten Lehrer und die beste Bibliothek habe; was 
gelten diese dem jungen Wildfang, der nur auf sein Vergnügen sinne! 
Büsch stellt also die Wichtigkeit der Lebensweise der des Lehrapparats 
voran; und damit wird man sich wohl unbedenklich einverstanden erklären 
können, insofern einerseits die gewichtigen geistigen und physischen Einflüsse 
der Lebensführung, andrerseits aber der hohe Wert des Selbststudiums in 
Betracht gezogen wird. Der ebenso wahrheitliebende wie solide Büsch ge- 
steht offen ein, dass er nur ein Viertel der ganzen Masse seines Wissens dem 
förmlichen Unterricht, den er in seiner Jugend genossen, dagegen zwei Viertel 
seinem Privatfleiss und ein Viertel seinem gesellschaftlichen Leben zu danken 
habe. (Selbstbiographie S. 286). Das Wissen, worüber Büsch — im ge- 
wissen Sinne der Vorgänger Friedrich Lists — verfügte, war aber kein 
geringes. Auf dem Gebiete der Staatswirtschaft, des Handels, der Geschichte, 
des Völkerrechts und der Mathematik hat er in seinen bezüglichen zahl- 
reichen Schriften ausserordentlich umfangreiche Kenntnisse dokumentiert. 
Sein Hauptwerk, die Abhandlung über den Geldumlauf, überragt durch 
Originalität und Ausführung tüchtiger, solider Gedanken alle gleichzeitigen 
Werke über denselben Gegenstand, und seine anziehend und klar geschriebene 
„theoretisch - praktische Darstellung der Handlung“ hat in der deutschen 
Litteratur ebensowenig einen Vorgänger wie seine Schrift über die Banken. 
Büsch war kein Bücherwurm; seine Arbeiten beruhen weit mehr auf eigener 
Erfahrung, Beobachtung, persönlicher Erkundigung und Reisen als auf Bücher- 
studium. Das grosse Buch, das er studiert haben will, sei die Hamburger 
Börse gewesen. 
Was Büsch auf praktischem Gebiet für Hamburg gethan, liegt unserm
	        
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