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Thema fern, doch sei wenigstens an seine allgemein anerkannten Verdienste
um die Hamburger Armenpflege erinnert. Dagegen mögen noch einige
Worte über seine Wirksamkeit als Leiter der Handelsakademie folgen, welche
Stellung er seit 1768 fast dreissig Jahre lang neben seinem Lehramt als
Mathematiker am Hamburger Gymnasium inne gehabt hat.
Büsch war in Bezug auf Jugenderziehung ein Mann grosser Gewissen-
haftigkeit und strenger Grundsätze. Bei seiner eignen Erziehung waren
nach den selbstbiographischen Berichten die schwersten Fehler gemacht worden,
und er hatte es am eignen Leibe und Geist erfahren, wie bitter sich solche
Missgriffe rächen. Bei der inneren Einrichtung der Handelsakademie schwebte
ihm daher der Gedanke vor, für eine rationelle und gewissenhafte Aus-
bildung der heranwachsenden und reiferen Jugend der gewerblichen Berufs-
kreise zu sorgen.
Es ist hier nicht der Ort, die naheliegende wichtige Frage der Unter-
richtsorganisation und die Art, wie dieselbe von dem scharfblickenden Büsch
für seine Anstalt gelöst wurde, eingehend zu behandeln und heutige An-
schauungen damit in Vergleichung zu stellen. Doch ein Punkt möge nicht
ganz unerwähnt bleiben, da er in interessierten Kreisen gegenwärtig im
Vordergrunde der Diskussion steht. Auf die Idee einer auch in äusserlichen
Dingen möglichst getreuen Nachahmung kaufmännischer Kontorpraxis inner-
halb der Schulräume im Anschluss an eine fortlaufende Reihe geschäftlicher
Fiktionen, also auf die Idee eines Lehrapparats, der unter dem wohl nicht
recht zutreffenden Namen Musterkontor hie und da Eingang gefunden hat,
ist Büsch nicht verfallen; dagegen fand er es für zweckmässig, die Eleven
drei Abende jeder Woche unter Leitung eines praktischen Kaufmanns in
einer „lebenden Handlung“ instruktiv zu beschäftigen, nämlich auf dem wirk-
lichen Kontor des ursprünglichen Mitbegründers des Akademieunternehmens,
des preussischen geheimen Kommerzienrat Wurmb. Die moderne Entwickelung
des höheren Handelsschul- und Handelshochschulwesens dürfte über kurz oder
lang nicht wohl umhin können, ebenfalls auf Schaffung von Einrichtungen
hinzusteuern, welche mit jenem ersten berühmten, nun weit mehr als hundert
Jahre alten Versuch, kaufmännische Theorie mit unverfälschter, lebendiger
Praxis in einfachster Weise zu verbinden, wenn auch nicht in den näheren
zufälligen Einzelheiten, so doch im Princip übereinstimmen. Der Übergang
von der doch immerhin blassen,” ja toten Kopie zum lebensfrischen Original
mit seinen nur ernst zu nehmenden und alles willkürliche Spiel ausschliessen-
den Realitäten wäre eine weitere Etappe auf der Bahn des Fortschritts.
Der theoretische Unterricht selbst würde dadurch günstig beeinflusst und
viele scholastische Diskussionen alsdann gegenstandslos werden.
Büsch legte neben der kaufmännischen Ausbildung ein entschiedenes
Gewicht auf die erziehliche Thätigkeit seiner Schule, in welcher er seine
intimen Kentnisse des akademischen Lebens dadurch zu verwerten suchte,
dass er derselben von vornherein den Charakter eines Internats gab; den
Mittelpunkt desselben bildete er und seine Familie. Durch diese Einrichtung
wollte er offenbar allen Anwandlungen seiner jungen Eleven bezüglich etwaiger
studentischer Excesse vorbeugen. Leider hatte der etwas ängstliche Büsch
für Beaufsichtigung und Kontrolle nicht das richtige Mass finden können.
Seine speciellen Vorschriften und Anordnungen, wie sie in der „ Umständlichen
Nachricht von 1788“ abgedruckt sind, erinnern doch etwas mehr an Kasernen-
ordnungen als an Erziehungsgrundsätze. Die Pension wurde übrigens schliess-
lich aufgegeben, so dass nur die Lehranstalt übrig blieb. Wie es scheint,
veranlasste Büschs Erblindung die Frequenzminderung der Akademie. Für