Full text: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten

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nischen Schulen, vorläufig ausser Betrachtung gelassen werden, so 
geschieht dies, theils um die Erörterung zu vereinfachen, theils um 
grade die wurmstichigsten Stellen des hohen Unterrichtswesens mit 
Rücksicht auf die Neuschöpfung weiblicher Studieneinrichtungen um 
so eindringlicher betrachten zu können. Wer im Hohlraum der 
universitären Bildung, beziehungsweise Verbildung , seine Aufmerk- 
samkeit scharf nach allen Seiten gerichtet hat und aus der von 
mittelalterlichen Nebeln noch stark verdickten Luft in ein freieres, 
weniger getrübtes Bereich ausblickt, wo sich die modernen Grund- 
sätze ungehemmt von jenen düstern oder schädlichen Bedrückungen 
entwickeln wollen, — der kann nicht umhin, gleich von vornherein 
etwas Anderes zu fordern, als etwa eine blosse Einverleibung der 
Frauenwelt in das bisherige Universitätswesen. Er wird von der 
Macht der neuen, durchgreifend aufklärenden Grundsätze und 
Wissensbestandtheile zu gross denken, als dass er wünschen könnte, 
das weibliche Geschlecht möchte den alten gelehrten Zunftüber- 
lieferungen ohne Weiteres überantwortet werden und hiemit die An- 
gelegenheit als im grössten Maassstabe erledigt gelten. 
Grade umgekehrt wird es darauf ankommen, den weiblichen 
Fähigkeiten eine Bethätigungsstätte zu schaffen, auf welcher sie ihre 
ganze Tragweite zu bekunden vermögen. Die alte Unterrichts- 
verfassung und zugehörige Lehrart ist für diesen Zweck am wenig- 
sten geeignet; denn sie ist es, welche mit ihrem unnützen Gelehr- 
samkeitsgerölle und ihrer überallhin verzweigten philologischen Pe- 
danterie die Frauenwelt in der That in Gefahr bringen muss, blau- 
strümpfig auszuarten, nicht weil das hohe wissenschaftliche Studium 
an sich selbst das Weib aus seiner natürlichen Bahn brächte, son- 
dern weil die männlichen Blaustrümpfe, die in der Gelehrsamkeit 
und auf den Universitäten hausen, es ihrerseits an der Mittheilung 
dieser schönen Eigenschaft an das andere Geschlecht nicht würden 
fehlen lassen. Ein heutiger Moliere würde in erster Linie nicht die 
gelehrten Frauen, sondern die gelehrten Männer mit seiner Komik 
bedenken müssen, und im Grunde hat sich auch der alte Moliere 
nur über solche weibliche Unternehmungen belustigt, die auf eine 
Nachäfferei dessen hinausliefen, was bereits an den Männern in ver- 
kehrtester Weise angetroffen wurde. 
Stellt man also die Frage nach den Fähigkeiten der Frauen 
derartig, dass man zugesehen wissen will, ob das weibliche Ge- 
schlecht mit dem männlichen in der gewöhnlichen Manier des Stu- 
diums wetteifern könne und solle, so ist mit einem Nein zu ant-
	        
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