Full text: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten

etwas Gutes abzugewinnen suchen. Eines wird aber auf die Dauer 
einen gediegenen, mit Niemandes Schaden verknüpften Vortheil ge- 
währen, nämlich diejenige Preiserleichterung, die sich aus der neuen 
Ausbildungsart weiblicher Aerzte von selbst ergeben muss. 
Die Kosten, um welche ein Mediciner gegenwärtig producirt 
und so zu sagen auf den Markt gebracht wird, sind unverhältniss- 
mässig und unnatürlich hoch. Sie übersteigen diejenigen jeder an- 
dern gelehrten Berufseinrichtung und finden sich besonders dadurch 
erhöht, dass ein grade für diesen Beruf unnützer Gelehrsamkeits- 
kram die gymnasiale Vorbildung und die universitäre Ausbildung 
stark belastet. Billige Aerzte werden immer unmöglicher, je grösser 
der Contrast zwischen den künstlichen Bildungs- oder auch Verbil- 
dungsanforderungen und den wahren Gesellschaftsbedürfnissen wird. 
Ein Wiener Professor, den ich übrigens für die Betrachtung dieser 
Dinge nicht etwa als Muster empfehlen möchte, Herr Billroth, hat 
in einer auf das Studium der Medicin bezüglichen Schrift das öko- 
nomische Geheimmittelchen ausgeplaudert, auf welches er den Ge- 
schäftsbetrieb der jungen Aerzte gegründet wissen will. Nach seiner 
Ansicht wäre das Studium der Medicin nur für tüchtig bemittelte 
Gesellschaftselemente da, und übrigens gehört es nach ihm zu den 
empfehlenswerthen Hauptmaximen der medicinischen Laufbahn, eine 
reiche Heirath zu machen. Ein Ehegeschäftchen von finanzieller 
Ergiebigkeit gehörte also zur medicinischen Ausstattung, und die 
Frage von unserm Standpunkt bleibt nur die, was das Ersatzmittel 
jenes herrlichen Receptes für die auf eine medicinische Praxis aus- 
blickenden Frauen sein solle. Etwa reiche Männer zu heirathen? 
Aber diese sind keine Waare, die wie das Weib mit einer be- 
stimmten Mitgift angeboten und für die zweifelhafte Ehre und An- 
nehmlichkeit einer betitelten Geschäftsehe losgeschlagen wird. Hier 
versagt daher der Humor, und man wird sich wohl nach nicht cor- 
rupten, in der Natur der Sache gegründeten Ueberlegungen umthun 
müssen. 
Die natürlichen Herstellungskosten eines zur ärztlichen Thätig- 
keit hinreichend ausgebildeten Menschen werden in einem gesunden 
Verhältniss zu den späteren Einkünften stehen, sobald man sich all 
das unnütze, ja schädliche Gerölle der altsprachlichen Verschulung 
und der mittelalterlichen Universitätsmanier mit ihren unsäglich 
langen und doch verhältnissmässig so unergiebigen Lernzeiten und 
einseitigen Vorlesungsabhaspelungen hinweg und durch ein zweck- 
mässigeres System ersetzt denkt. Unter letzterer Voraussetzung
	        
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